Einzelnen Beitrag anzeigen
  #5  
Alt 04.12.2013, 17:01
Geyerwalli Geyerwalli ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.11.2013
Ort: Mittelfranken
Beiträge: 112
Standard AW: Chemo Tagebuch, Erfahrungsaustausch, gemeinsames Durchstehen!!!

Hallo Ihr Lieben!

Hab jetzt eine ganze Weile nur mitgelesen und nicht geschrieben - irgendwie konnte ich einfach nicht. Eigentlich gehts mir ganz gut, aber die permanenten Arzttermine und sonstigen und unsere Tochter halten mich ganz schön auf Trab.
Heute war ich beim Friseur - exakt 14 Tage nach der ersten Chemo fangen die Haare an zu rieseln. Hab aus meiner Löwenmähne erstmal einen Kurzhaarlockenkopf machen lassen. Ich hab eine unglaublich liebe Friseurin erwischt, musste ein bisschen heulen, dann gings. Jetzt muss ich jedesmal lachen, wenn ich am Spoegel vorbeikomme, ich seh grad echt lustig aus
Nach 30 Jahren langen Haaren ist das schon sehr sonderbar...
Wie lange hat es denn bei Euch gedauert, bis die Haare ganz weg waren?

Letzte Woche hats mich ziemlich zerlegt, hab mich bei meiner Tochter angesteckt und bin dann mit hohem Fieber mitten in der Nacht im Krankenhaus gelandet. Zwei furchtbar schnarchende Bettnachbarinnen haben mir den Schlaf geraubt, die Nachtschwester hat mich netterweise dann mitsamt Bett ins Stationsbad geschoben. Da wars wenigsten ruhig... Am nächsten Morgen hab ich mich dann gegen ärztlichen Rat verabschiedet, nachdem ich hörte, dass die Bettnachbarin einen bösen Keim hat. Den brauch ich nicht!!! Ist aber alles wieder ok. Nur die Leukos waren völlig im A..., jetzt hab ich ne Spritze bekommen um neue Leukos zu bilden. Auf das nächste Woche der neue Zaubersaft fließen kann!

Ansonsten gehts mir im Moment so gut, dass ich fast ein schlechtes Gewissen habe, dass ich nicht arbeiten gehe. Aber ich muss einfach jetzt mal zu mir kommen und mich nur um mich kümmern, hab zu lange "im Galopp gelebt" und in fast allen Bereichen zuviel Perfektionismus gelebt. Ab und zu mach ich im Homeoffice ein bisschen was - es gibt - gut für mich, schlecht fürs Büro - ein paar Dinge, die tatsächlich nur ich beherrsche. Gut fürs Ego.

Werde jetzt eine Bewegungs- und eine Kunsttherapie beginnen. Ich hoffe, damit meine inneren "Knoten" lösen zu können, an denen ich schon seit 2 Jahren einfach nicht weiterkomme. Ich bin überzeugt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen den inneren und äußeren Knoten. Vielleicht ist die Krankheit eine Chance, auch die inneren Knoten zu lösen?
Bin jetzt jeden Tag im Wald und laufe 5-8km - das tut so gut, in Bewegung zu kommen, Schritte zählen, Atemzüge zählen, die Luft bis ganz tief unten hineinsaugen... Hoffentlich spielt das Wetter lange mit!

Heute ist meine Schwester zu Besuch und bespaßt meine Tochter - ich hab jetzt sozusagen frei. Auch mal schön! Sie kann aber nur deshalb hier sein, weil meine Mutter für ein paar Tage im Krankenhaus ist für einige Untersuchungen. Hab ich das schon erzählt? Meine Mutter gehört auch zu uns - sie hat beidseits Brustkrebs, wir wissen es seit Ostern. Sie hat die Chemo schlecht verkraftet, da ihr Allgemeinzustand schon vorher ganz erbärmlich war und ist jetzt rund um die Uhr Pflegefall. Und ich falle jetzt auch noch aus als Unterstützung und meine Schwester muss das alles alleine stemmen, hat sogar ihre Vollzeitstelle auf Halbtags reduziert.
Morgen gehen wir gemeinsam Perücken kucken.

So. Ich nehme mir fest vor, mich in Zukunft ein bisschen mehr einzuklinken hier. Es tut so gut, zu wissen, dass man nicht allein ist. Und das so viele andere die Probleme auch bewältigen, die man selber grade hat.

Liebe Grüße von
Geyerwalli
Mit Zitat antworten