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Alt 28.01.2014, 09:56
Wikinger73 Wikinger73 ist offline
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Standard AW: Speiseröhrenkrebs

hallo angelie, vielen dank für deine einladung zu euch und für deine antwort, ich werd dann mal versuchen, zu beschreiben, was mir am herzen liegt.

schönen guten morgen an auch alle!

ich bin neu hier seit einer woche und als stiller mitleser habe ich bemerkt, das man sich in diesem threat sehr gut aufgehoben fühlt.

ich heisse olli, bin 40 jahre, aus dem saarland und ich denke und hoffe, das ich hier auch meine kleine geschichte erzählen kann und darf....

ich fasse die vorgeschichte mal etwas kürzer, damit ihr wisst, worum es geht. ich erkrankte im august 2012 an speiseröhrenkrebs. war damals ein ziemlicher schlag aber nach ein paar tage des recherchierens, informierens war mir klar, das ich kämpfen werde. ich bekam 3 chemozyklen, jeweils 3 wochen lang mit 24-h-pumpe. das ganze zog sich bis november 2012. nach einer erholungspause, die ich viel mit kondition aufbauen verbrachte (schwimmen, spazieren usw...) kam dann im januar 2013 die OP in der uniklinik köln.

diese verlief wirklich super, ich war 2 wochen dort, muss auch sagen, die klinik war wirklich toll, auch der aufenthalt dort. wie gesagt, OP verlief wirklich super, ich bekam einen 2-höhlen-eingriff und einen magenhochzug. details dazu möchte ich euch ersparen, nur soviel: es wurden bei der OP 38 lymphknoten entfernt, von denen "nur" noch 2 befallen waren bei heimreise.

dann wieder ein paar wochen erholungspause, bevor die chemozyklen 4 bis 6 anstanden. auch diese verliefen ziemlich reibungslos, obwohl es jetzt langsam mit übelkeit und gewichtsverlust begann. trotz allem stand ich es einigermassen durch und bei den abschlussuntersuchungen im mai/juni 2013 war alles soweit in ordnung. keine lymphknoten mehr befallen, alles ok. juchhuuuu dachte ich mir.

aber das drama fing jetzt erst an. zu diesem zeitpunkt trennte sich auch meine lebensgefährtin von mir. wir waren 4 jahre zusammen und standen alles gemeinsam durch. sie kam sogar mit nach köln zur OP usw.....warum alles so kam, kann ich bis heute noch net richtig beantworten. ich gehe davon aus, das es ihr alles zuviel wurde und sie mit meiner krankheit und dem daraus folgenden wandel nicht mehr so klar kam. zwar schade, war aber nunmal so.

ich hatte auch seit juni 2013 seltsame rückenschmerzen, die immer mehr wurden. mein hausarzt meinte es wäre wohl ein eingeklemmter nerv und ich bekam ibu usw...es ging aber nicht weg. nach einer woche urlaub fuerteventura mit meinem besten freund ging ich danach zu meinem onkologen, da jetzt selbst ibu 800 nicht mehr halfen. es war september 2013. mein onkologe schickte mich 2 tage in eine klinik, um sämtliche untersuchungen vorzunehmen.

und nach MRTs, CTs, blutuntersuchen, knochensynthigrafie kam schliesslich heraus, das ich knochenmetas habe, und zwar im linken beckenbereich und ein lendenwirbel. zudem auch noch eine hautmetastase im rechten rückenbereich. ihr könnt euch denken, wie ich aus der klinik seelisch rauskam, alles brach in mir zusammen und nach so kurzer zeit schon wieder dieser blöde feind in mir! :-(

ein erneuter besuch bei meinem onkologen verschaffte mir einblick in die weitere therapie: 8 zyklen chemo nach FLOT-schema und bestrahlungen des beckenbereiches und des lendenwirbels. diese aber erst nach den chemos, da noch keine bruchgefahr bestand o.ä. nach 4 chemozyklen waren aber meine beckenschmerzen so groß, das ich es nicht mehr aushielt. ich konnte kaum noch gehen, und somit wurde chemo unterbrochen ( nach 4 zyklen ), und ich bekam stationär bestrahlung.

nach 10 bestrahlungen und viel "aufpäpplerei" beakam ich auch noch 2 zyklen chemo in der klinik. es war nun dezember 2013. die bestrahlungen schlugen gott sei dank relativ schnell an, und ich konnte nach 2 wochen liegen endlich mal wieder den flur entlang gehen. ich nahm in dieser zeit leider sehr viel ab. von august 2012 bis jetzt sind es 40 kilos. ich wog 95kg und jetzt nr noch 55kg. entlassen wurde ich im januar diesen jahres, d.h. weihnachten und silvester verbrachte ich alleine in der klinik. warum alleine, fragt ihr euch sicherlich. nun, ich habe keine geschwister, meine eltern starben 1995 und 1999, und von meiner partnerin habe ich euch ja erzählt.

nun ist januar, ich bin wieder zuhause. es stehen ja noch 2 chemos an. sie wurden von letzten freitag auf nun folgenden freitag verschoben, da mein onkologe bedenken hat wegen meinem schlechten allgemeinzustand. ich bin 1,75m und wiege zur zeit 56kg. mir fällt es momentan sehr schwer, etwas zu essen, ich schaffe das nur durch äusserste disziplin. da ich ja nur noch nen halben magen habe durch die OP, muss ich mehrere kleine mahlzeiten am tag zu mir nehmen, natürlich sehr hochkalorisch. dies gelingt mir halbwegs gut und ich habe jetzt in einer woche ein kilo zulegen können.

je weiter die letzte chemo in ferne rückt, desto mehr appetit bekomme ich wieder. was mir nur angst macht ist, das noch 2 chemos anstehen, die nächste am kommenden freitag, stationär. wie geht es danach weiter? wieder appetitlosigkeit? ich stecke in einem teufelskreis fest, wenn man das so sagen kann. zudem kommen viele ängste hinzu. bisher sind noch keine organe befallen, aber was ist, wenn es passiert? mir fehlt da jegliche kraft dazu, ich kämpfe nun seit 1,5 jahren gegen meinen feind. es ist so hart. knochenmetas sind ja nun mal net heilbar leider. ich habe angst. morgens wenn ich aufstehe ist es besonders schlimm. dieses allein sein. am wochenende war ich viel spazieren, viel mit meinen freunden unternommen, aber in der woche über ist es schwer, sich abzulenken.

ich habe sogar meinen letzten willen verfasst, und sämtliche anderen sachen geregelt, falls der absolute fall eintreten sollte. aber bis auf ein paar beckenschmerzen geht es mir körperlich eigentlich gut. nur geht es mir gut genug, um noch 2 chemos zu ertragen? bringen die noch was? fragen über fragen. wenn man viel zeit zuhause hat und in der verfassung ist wie ich, stöbert man ja auch viel im internet. so bin ich ja gott sei dank auch auf euch aufmerksam geworden. wie geht ihr mit solchen situationen um?

oje jetzt ist es doch länger geworden, als ich dachte, ich hoffe ihr habt die kondition gehabt, es trotzdem durchzulesen, vielen dank und ich freue mich auf antworten, und hoffe mich weiterhin bei euch wohlfühlen zu dürfen.

LG olli "
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