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Alt 09.02.2014, 15:00
Krake Krake ist offline
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Standard AW: friedlich einschlafen lassen - ab wann?

Liebe Angehörige,

erst einmal möchte allen, die einen Angehörigen verloren haben, mein herzliches Beileid aussprechen. Es ist schlimm, was Ihr wegen uns, Krebskranken, zu leiden habt - auch über den Tod hinaus.

Ich selbst habe Lungenkrebs im Stadium 4 mit Metastasen in der Leber, in fast allen Knochen und in der gesamten Lunge. Die Diagnose kam überraschend vor einem Jahr und es ist ein Wunder, dass ich noch lebe. In der letzten Zeit geht es langsam bergab. In der kommenden Woche werde ich erfahren, ob man für mich noch etwas tun kann oder ob ich mich auf das Ende vorbereiten muss. Ich möchte in diesem Fall in eine Hospiz.

Lange habe ich überlegt, ob ich hier diesen Beitrag schreiben soll. Ich möchte Euch meine Überlegungen darlegen und um Eure Meinung bitten.
Ich lese hier meistens, wie friedlich und zufrieden die Menschen in der letzten Lebensphase sind und wie friedlich sie einschlafen. Auch wird oft vom Lebensgenuss gesprochen - jeder Tag wird genossen.
Was den Tod selbst anbetrifft, ist es für mich tröstlich, dass mir eventuell lange Quallen erspart werden. Ich gehe davon aus, dass das friedliche Einschlafen auf den Medikamenten beruht, die einem verabreicht werden, so dass der Kranke nicht mehr mitbekommt, wie es ihm geschieht.
Ich frage mich aber, inwiefern die Freude und Genuss am Leben nur Euch, Angehörigen, vorgespielt werden, dass es Euch leichter kommt, Euch mit dem Zustand abzufinden. Ich spiele meinen Kindern und Freunden auch vor, dass es mir besser geht, als es ist. Erst wenn ich alleine bin, überfällt mich die echte, grenzlose Trostlosigkeit und ich muss viel weinen. Dann denke ich auch, dass ich keine Lust habe, bis ans Ende meines Lebens für die Hospizbesucher die Rolle der Fröhlichen spielen zu wollen, sondern dass ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen möchte, das aber ohne Zuschauer.
Ich denke, ob es nicht besser für alle wäre, dass ich mich von allen vor der Aufnahme in die Hospiz verabschiede und dort keinen Besuch bekomme. Wäre es für die Familie nicht einfacher, an der letzten Phase nicht teilzunehmen, anstatt jeden Tag zu verfolgen, wenn der geliebte Mensch immer weniger wird, möglicherweise leidet... Ich lese oft von traumatischen Erlebnissen der Angehörigen, die ich meiner Familie ersparen möchte. Oder ist es wichtig, bis zum Ende da sein zu dürfen?

Es tut mir Leid, dass ich Euch in Eurer Trauer in Eurem Leiden damit beschäftige, aber ich kenne niemanden, der solche Erfahrungen gemacht hat und mich beraten könnte.

Krake
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