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Alt 13.02.2014, 10:27
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Guten Morgen Ihr Lieben alle,

um nicht immer nur die Jammer-Nachrichten hier zu verbreiten
will ich mich heute mal melden und erzählen, dass es mir - zwar gaaaanz langsam und für meine Ungeduld viiiiel zu langsam - aber dass es mir besser geht. Jeden Tag ein bisserl. Dann mal wieder einen Tag dazwischen schlechter, aber insgesamt ist die Tendenz in die richtige Richtung.
Und da bei mir Psycho und körperliche Verfassung sehr eng sind (ihr wisstt ja: ich bin nur wirklich glücklich, wenn ich herumwirbeln kann ) geht es mir wieder besser.

Es ist auch ein überraschender Schritt passiert: ich will mich selbständig machen. Dieser Plan versetzt mich in freudige Ungeduld. Ich habe herausbekommen, dass ich neben meiner Rente einen kleinen Betrag dazuverdienen darf und das will ich jetzt tun.
Das Thema Berufstätigkeit war ja für mich abgeschlossen, mit der Diagnose "unheilbar". Da dachte ich: na für die paar Jahre konzentrier ich mich voll und ganz auf die Kids.
Da ich meinen Beruf geliebt hatte, und mein Leben lang viel und freudig gearbeitet hatte, war die Aufgabe natürlich manchmal schwer.

Der Kopf beschwerte sich dann doch ganz schön über die Stumpfsinnigkeit der Hausarbeit. (ich will da niemand zu nahe treten aber die meisten von Euch kennen ja nur zu gut, was ich meine ... die Hausarbeit bleibt ja doch immer noch leider meist an uns Frauen kleben ....).

NUn habe ich eine Idee, die mir viel Freude bringen würde und ohne grossen finanziellen Start-Aufwand gehen würde .... Das Problem ist ja, dass ich gar nicht weiß, wie lange ich es machen können werde ... bis zum nächsten Rezidiv.

Es ist ein immenser Kopf-Schritt mir zuzugestehen, umzudenken und wieder an eine MINI-Berufstätigkeit zu denken. Immer wieder die Gedanken: rentiert sich das, kann ich das, SCHAFF ich das überhaupt? Macht das Sinn? Oder ist das nur eine fixe, unrealistische Idee? Ist es nicht besser, sich zu verabschieden von der Vorstellung zu arbeiten???
Es ist momentan noch ein Hin und Her... So ein Konzept für Freiberuflichkeit stellt man ja nicht eben mal so auf, ... das macht viel Arbeit und und und ... Und das alles für eine sehr begrenzte Einnahmemöglichkeit, ich darf ja dann bestimmte Grenzen nicht überschreiten ... (gemessen an meinem früheren Gehalt ist es sozusagen lächerlich - aber in dieser Kategorie darf man gar nicht denken )
Aber ich merke einfach, dass die Idee mich beflügelt ... Habe wohl einfach zu viel Bildung in mich reingeschaufelt um mit "nur"-Hausesein ausgefüllt zu sein.
Auf der anderen Seite: wenn ich jetzt den Aufwand treibe und das alles in die Wege leite ---- und dann in einem halben Jahr hab ich das nächste Rezidiv, was ist dann? Meine körperliche Verfassung wird es dann nicht zulassen, weiterzumachen. Dann war alles Umsonst? ich weiss es nicht. So richtig vernünftig erscheint es nicht, aber Vernunft ist ja nicht alles und außerdem: wann war ich schon mal richtig vernünftig???

Wie Ihr merkt, erschreckt und beflügelt mich die Idee, macht mich unsicher und hat ein Gedanken-Karusell ausgelöst.


Darüberhinaus warte ich IMMER NOCH auf das Freude Gefühl über das Ende der Chemo, das sich nicht einstellen will. Mein Unterbewußtsein kann sich immer noch nicht fallen lassen, die Angst vor den NW scheint immer noch zu gross zu sein.

Ich hatte jetzt das Chemo-Abschlussgespräch:
wir versuchen nun Avastin für die Erhaltungstherapie von der KK zu bekommen. Mal sehen, was der MD (med. Dienst) dazu sagt.
Die schriftliche Auswertung des MRT ist sehr gut. Die auffälligen Strukturen, die jetzt noch sichtbar sind, sind nicht eindeutig als Peritonealkarzinose zu werten, es könnten auch Zysten, Narbengwebe, Läsionen sein. Zudem sind sie sehr klein (in der Leber z.B. 3 mm.) Meine Magenproblematik ist viel viel besser geworden, ich kann fast wieder normal essen. Damit hat die Chemo eindeutig und bildgebend nachweisbar gewirkt. Der TM ist runter.
Das ist doch alles super.

Es bleibt natürlich wie immer die Damoklesschwert-Frage, wie lange ich nun Ruhe haben werde. Die Angst als Begleiter, es könne nicht lange sein. Aber dieser Angst werde ich mich in nächster zeit etwas widmen und sie hoffentlich dadurch bewegen, sich in einem Rahmen zu benehmen.

So, das wären mal die News von mir. Ich wollte Euch neben der ganzen Chemo.Jammerei heute etwas von der Rückkehr in die "normalität" berichten. Ich hoffe, es langweilt euch nicht und gibt euch Zuversicht

Ich wünsch euch alles Liebe und schicke Euch Sonnenstrahlen - made in Berlin!
Birgit