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Alt 26.03.2014, 07:34
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LSN LSN ist offline
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Standard AW: Erfahrungen mit Tarceva??

Gestern hat Mama ein Gespräch mit dem Chefarzt gehabt.

Trotzdem steht die traurige Gewissheit: Papsi wird es nicht mehr schaffen.
Lungenentzündung schreitet voran trotz verschiedener Antibiotika. Der eine Lungenflügel ist komplett voll mit Eiter und erschwert mehr und mehr das Atmen. Gürtelrose klingt langsam ab.

CRP schwankt zwischen 130-250. Stets Fieber von 38,5. Knochenmark will kaum noch Blut bilden.

Die Metastasen in der Leber explodieren förmlich. Selbst wenn noch eine Chemo möglich wäre - was undenkbar ist - könnte man das Organ nicht retten. Der Bauch ist ganz aufgebläht.

Und er kämpft weiterhin so unendlich tapfer. Er läuft fleißig den Krankenhausflur rauf und runter, inhaliert. "Es wird alles wieder gut, meine Kleine.", sagte er gestern zu Mama.

Wir sollen ihm die Hoffnung nicht nehmen, sagte der Chefarzt. Es zerbreche ihm selbst das Herz, dass so ein großartiger Mann sich derart unverschuldet nun langsam auf den Weg macht. Wie lange das Ganze geht, wisse er nicht. Tage, Wochen. Es besteht die Gefahr eines Leberkomas. Ich hoffe es geht schnell, sobald Papa nicht mehr laufen kann. Er hat Mama versprochen, dass er nicht leiden wird. Er wird nicht wieder nach Hause kommen, es sei denn er besteht darauf.

Heute kommt mein Bruder aus Hamburg, um im Ernstfall da zu sein. Auch ich mache mich gleich auf den Weg. Papa denkt aber mein Bruder arbeitet und ich bin in der Uni. Darum können wir erst Wochenende hin, er würde sonst sofort etwas ahnen. Außerdem ist Mama dann nicht so allein, das ist mir sehr wichtig.

Ich schreibe das alles hier so trocken, dabei zerreißt mich das Ganze. Ich habe gestern nur geschrien vor Weinen und bekam kaum noch Luft. Vor 10 Tagen haben wir einen fast gesunden Menschen ins Krankenhaus gebracht, der zwar etwas schlapp war, aber erst den Kampf gegen Hirnmetastasen gewonnen hat. Wir waren so guter Dinge. Und nun wird er nie wieder strahlend vor der Haustür warten, wenn ich aus Berlin komme und mich in den Arm nehmen, wie es nur ein Papa kann. Allein die Vorstellung ist Utopie für mein Herz. Wir haben 3 Jahre lang so sehr gekämpft, alles getan was möglich ist. Er war keinen einzigen Tag jemals im Krankenhaus, ohne dass er Besuch von uns hatte. Er war bei keinem CT ohne, dass ich seine Hand hielt. Bei den Ärzten sind wir nur als "Löwenfamilie" bekannt, da sie noch nie erlebt haben, dass sich alle so einsetzen. Ihr glaubt gar nicht, was ich geben würde, um weiterhin so unerbittlich kämpfen zu dürfen. Ich habe im Sommer mein Physikum. Ich habe keinen Hauch von Idee, wie ich das jemals bewältigen soll. Ich weiß nicht, wie ich jemals ohne Papa glücklich sein könnte.
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