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Alt 19.06.2014, 12:09
Grisu62 Grisu62 ist offline
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Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Guten Morgen (bis 12 darf man das sagen...) Ihr Lieben,

bei uns in Hessen ist Feiertag - und ich muss ehrlich sagen, ich kann den zusätzlichen freien Tag mehr als gut gebrauchen. Nach dem etwas "aufregenden" Wochenende und zwei hammerharten Arbeitstagen bin ich ziemlich platt...morgen muss ich wieder ins Büro, leider konnte ich keinen Brückentag nehmen, aber dann ist ja wieder Wochenende und ich kann mich hoffentlich weiter erholen.

Bei uns dominiert immer noch der Magen-Darm-Infekt das Wohlbefinden.. mein Mann muss immer gegen eine latente Übelkeit anessen. Wenn er dann ein bisschen was im Bauch hat, geht es ihm besser. Aber es ist nicht so leicht, ihn davon zu überzeugen...ihn plagt auch wieder ein Soor im Mund - alles Indizien, dass sein Immunsystem ziemlich am Boden ist. Aber wie sollte es nach fünf Chemos in Folge auch anders sein ?

Die Luft wird unter Anstrengung jetzt immer schneller knapp - es reicht schon, sich in Rage zu reden - und es folgt ein heftiger Hustenanfall mit anschließendem Japsen... auf der anderen Seite mag ich mir gar nicht richtig vorstellen, wie es in seiner Lunge weiterwächst, nachdem jetzt gar keine "Gegenmittel" mehr eingesetzt werden. Das Wachstum war ja schon unter den letzten beiden Chemos beängstigend. Ich schwanke dann immer zwischen auf ein neues CT Drängeln und Stillhalten... der Arzt von sich aus sieht offenbar keinen Bedarf ?! Auch das Kopf-MRT, das eigentlich jetzt wieder dran gewesen wäre, ist erstmal ausgesetzt. Einmal wohl weil mein Mann keine neuen neurologischen Ausfälle hatte... aber gleichzeitig lauert da natürlich auch im Hinterkopf der Gedanke "vielleicht lohnt es sich einfach nicht mehr, dort auch zu gucken ?" Das Basaliom am Ohr, das trotz einer OP vor vielen Jahren wiedergekommen ist, wächst jetzt ziemlich rasant - vielleicht ist das ein Indiz dafür, dass der Körper sich nicht mehr zur Wehr setzen kann.

Mir fällt das Leben "zwischen den Welten" im Moment wieder schwerer, wenn ich sehe, dass alle Leute um mich herum ihren Sommerurlaub planen... ich würde auch gern mal ein paar Tage wegfahren, weil ich eigentlich nur dann richtig abschalten kann, wenn ich nicht zuhause bin - aber wegfahren geht eben nicht... im September habe ich immer ein Seminar, das ich letztes Jahr schon habe ausfallen lassen. Jetzt kamen wieder die Anmelde-Unterlagen für dieses Jahr und mein Mann meinte ganz nüchtern, bis dahin könne ich sicher wieder wegfahren...ich hab mich schon geärgert, dass ich ihm die Broschüre überhaupt gezeigt habe.

Irgendwie habe ich das Gefühl, wir leben schon so lange mit der Krankheit, dass ich mich fast nicht mehr daran erinnern kann, wie es ist, wenn man sich keine Gedanken um Metastasen, Medikamente oder Tumorkontrollen machen muss...

@ Marmot, ich drück deinem Männe die Daumen, dass alles schnell und glatt geht - mit Zahnarzt habe ich in den letzten Monaten ja nun am eigenen Leib reichlich Erfahrungen gesammelt...

@ Mel, warum musst du arbeiten ? Und euch drück ich die Daumen, dass dein Männe am Wochenende wieder wohlbehalten zuhause ist.

@ Biene, dieses untätige Warten hat mich am Anfang auch total verrückt gemacht... irgendwie hatte ich das Gefühl, uns läuft die Zeit davon, wenn wir noch ein weitere Bronchoskopie, ein PET-CT oder was weiß ich noch abwarten sollten, bevor endlich die Behandlung anfangen konnte... als es dann losgegangen war, hatte ich zumindest irgendwie das Gefühl, etwas Substanzielles gegen den Krebs zu tun und nicht einfach ihm das Feld zu überlassen.

@ Rudi, ich gehe gleich mal nebenan schauen, wie es euch geht... aber ich hoffe fest, dass bei euch alles noch "auf Spur" ist.

@ Franziska, dir kann ich nur ein dickes Extra-Paket lieber Grüße schicken...

Euch allen einen "ereignislosen" (Feier-)Tag...

Liebe Grüße
Grisu
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"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht." (Vaclav Havel)
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