[Majesty]

Hallo Sabrina!

Gestern leider nicht mehr geschafft dir zu schreiben!
Aber dies hole ich nun nach!

Ich weiß wie man vor den Kopf gestoßen wird und einem der Boden unter den Füßen weg gerissen wird.

Oh ja, das war schlimm am 12.06.2014. Es war für mich so, als wenn mein Papa das Todesurteil bekommen hat. Ich habe viel geweint, ich hatte Trauer empfunden, Mitleid ohne Ende und vor allem habe ich ihn schon vermisst. Innerlich habe ich ganz oft, wenn ich geweint habe, PAPA gerufen. Am liebsten wäre ich in den Wald gefahren und hätte es raus geschrien. Papa, Papa, Papa!
Es tat so weh. Man spürte richtige Schmerzen!

Als es meinem Papa nach der Diagnose noch besser ging, gab es auch Tage an denen es mir besser ging...

Ja, so geht es mir auch. Es gibt Heultage und gute Tage. Momentan ist er ja zu Hause. Vor drei Tagen habe ich mich wieder sehr schlecht gefühlt. 2 Tage lang wurde meine Stimmung immer schlechter. Nicht so toll bei zwei Jungs die ich habe. Ich muß mich richtig anstrengen das sie es nicht abbekommen. Sie sind 5 und 3 1/2 Jahre!
Ich fahre dann abends zu meinen Eltern und er gibt mir immer wieder das Gefühl, das seine Zeit noch nicht gekommen ist. Er, der krank ist, gibt mir Kraft.
Unglaublich dieser Mensch.
Das war auch so, als er im Krankenhaus war wegen allen Untersuchungen. Ich bin danach gestärkt nach Hause. Durch ihn. Obwohl ich im KH hätte nur weinen können! Komisch ist die Welt manchmal!

Er kämpft und sträubt sich dagegen. Deshalb die Unruhe und das ständige aufstehen. Er ist sehr stark...

Ich bewundere dich und deine Familie! Es ist so schön zu lesen, und kann es mir richtig bildlich vorstellen, wie ihr alle mit deinem Papa umgeht. Ihr sorgt euch so rührend um ihn. Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Aber widerrum denke ich, man wächst an solchen Situationen und schafft auch so was.
Er ist euch sehr dankbar! Ich denke, das spürst du auch.

Sag mal, er hat doch ein Großzelliges Karzinom! Ich dachte immer, die Heilungschancen wären dort besser?
Mein Papa hat ja den kleinzelligen. Der ist laut Ärzte unheilbar und nicht operabel!

Morgen habe ich Geburtstag und ich habe angst vor diesem Tag.

Ich hoffe trotzdem, daß du deine Angst abstreifen konntest und den Tag genießen konntest!

Wie geht es deinem Papa? Wie versuchSt du mit der Situation umzugehen?

Meinem Papa geht es sehr gut. Wie gesagt, die Ärzte sind sehr verblüfft über seinen Zustand. Der Arzt hat so einen Menschen in so einem Stadium mit so einem Alter von 76 Jahren, ohne irgentwelche Symptome, noch nie erlebt.
Das gibt mir immer wieder Hoffnung, das mein Papa, gepaart mit einem Wunder, den Krebs besiegt. Ich weiß, ich glaube da manchmal selber nicht dran. Aber Wunder gibt es immer wieder und Glaube versetzt ganz oft Berge!
Er hat seine erste Chemo vor fast drei Wochen gehabt. Die nächste ist am Montag! Er hat sie super weggesteckt.

Vorgestern abend hat er klar zu mir gesagt:"Meine Zeit ist noch nicht gekommen. Ich will noch nicht Sterben. Und schon gar nicht so!"
Es tut trotzdem weh, ihn so nachdenklich zu sehen. Den Lebensabend kann man sich auch anders gestalten als mit solchen Gedanken. Aber leider...?

Wie ich damit umgehe?
Ich versuche selber auch stark zu sein! Und,wenn ich meine Heultage habe, versuche ich dann Papa zu treffen. Das gibt mir ja Kraft!
Ansonsten heißt es abwarten, und Hoffnung hegen. Mehr kann ich momentan für mich nichts machen!

Ich würde mich freuen, wieder von dir zu lesen!
Ich finde es sehr beeindruckend und toll, wie du mit der Situation umgehst. Behalte das bei! Du bist stärker als du denkst. Das spürt man!

Fühl dich gedrückt von mir!

LG Angela