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Alt 27.07.2014, 16:38
schnaddi schnaddi ist offline
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Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Ihr Lieben,

ich verarbeite ähnlich wie Klesi. Mir gings auch so, dass meine Trauer schon anfing, als Mom noch da war. Wirklich schlimm getrauert habe ich während der letzten Wochen. Abschied nehmen, ich glaub, das haben wir irgendwie 2,5 Jahre getan. Es war ein langsamer Prozess, an dessen Ende leider das Unvermeidliche stand. Ich hab gesehen, wie lang sie sich durch Therapien gequaelt hat um ein kleines bißchen Lebensqualität zu gewinnen. Wie sich die Krankheit verschlechterte und das Leben nur noch aus Symptomlinderung bestand, von Qualität nicht mehr wirklich die Spur. So dass man am Ende immer noch tief geschockt war aber irgendwie annehmen konnte, dass es so am Besten ist.

Da Mom keinen Partner hatte, ist mir diese Rolle zugefallen, diese intensive Rolle hätte ich ja so nie gespielt, wenn sie nicht allein gewesen wäre. Und sie während der ganzen Krankheit bis zum Schluss zu begleiten, ist für mich schon die halbe Verarbeitung des Ganzen gewesen. Ich hab damit völlig meinen Frieden geschlossen, also ich habe auch nicht das Gefühl, dass es ein sinnloser Tod oder so etwas war. Ich fands nicht schlimm als solches, für sie nicht, nur die Traurigkeit, dass dieser Abschied für immer ist. Dennoch ist sie ja in meinem Herzen

Ich glaube, dieses Akzeptieren können, ist schon die halbe Miete. Alles andere ist Verlustschmerz, der mit der Zeit heilt.

Wenn Mom jetzt wüsste, dass ich versuche mein Leben so normal wie möglich weiter zu leben, und auch meinen Humor nicht verloren habe , aber die Gewissheit, dass ich wirklich jeden Tag sehr viel an sie denke und sie dadurch ja noch überall dabei ist, wäre sie mit dieser Vorstellung sehr glücklich. Das tröstet mich sehr und lässt mich weitermachen. Und mich nicht allzusehr im Schmerz vergraben. Wobei auch die Stimmungen nolch sehr schwanken. Hatte aber son Wendepunkt am Wochenende und fühl mich seitdem besser. Glaube ich konnte jetzt endlich richtig loslassen.


Nicht das einfachste im Leben, damit umzugehen. Aber wir schaffen das. Und ihr wisst doch, nur die Schattenseiten im Leben lassen uns in unserer Persönlichkeit wachsen. Auch wenn unsere Angehörigen nun nichts mehr davon haben, sie konnten uns etwas mitgeben, dass uns auf unserem weiteren Lebensweg helfen kann. So etwas stärkt schon sehr, Und wir sind den Leuten voraus, die immer noch Berührungsängste vor den Themen Tod und Krankheit haben. Und das sind fast die meisten.

Naja......Trauerarbeit ist Arbeit, aber irgendwann auch von Erfolg gekrönt

Liebe Grüße
TAnja
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Meine Mama
*21.01.1950 01.07.2014

Adenokarzinom Lunge ED:12.03.2012

Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern, dass man nie beginnen wird zu leben.
(Marcus Aurelius)

Seid zuversichtlich und stark und lebt Euer Leben mit der Gewissheit, es ist endlich. Kostet das Geschenk des Lebens jeden Tag aus!
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