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Alt 31.07.2014, 10:18
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buffy197111 buffy197111 ist offline
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Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Hallo Zusammen,

mein Mann ist seit Montag zu Hause. Es ist anstrengender als gedacht. Andererseits auch wieder eine Erleichterung, weil ich nicht ständig zwischen Krankenhaus und zu Hause hin und her pendeln muss.

Die ersten zwei Nächte hat mein Mann auf dem Sofa geschlafen, ein Pflegebett hat er ja auf gar keinen Fall gewollt. Das war aber gar nicht gut, da hatte er wieder immense Rückenschmerzen. Seit gestern liegt er jetzt doch zwischendurch im Schlafzimmer und das ist viel besser. Er wollt wohl aus Rücksicht nicht ins Schlafzimmern. Er hat auch immer Angst, dass er irgendetwas versauen könnte, wenn einer der Beutel undicht ist. Na und...dann wasch ich halt.

Der Vorteil ist auch, wenn er im Schlafzimmer ist, dass er sich viel mehr bewegt, er muss dann zwischendurch aufstehen, um ins Wohnzimmer zu kommen. Er will ja wieder Muskeln aufbauen, also muss er sich bewegen. Ab heute will ich ihm auch nicht mehr jeden Gang abnehmen. In der Wohnung klappt das mit dem Laufen auch ganz gut. Wenn wir raus gehen, nimmt er noch den Rollator zur Sicherheit.

So langsam bekommt er auch wieder Appetit und beginnt wieder mehr zu essen. Aber er hat leider immer wieder einen Würgereiz und muss brechen. Anfangs dachten wir das kommt davon, dass er nicht mehr alles verträgt. Mittlerweile wissen wir, dass das vom Medikament kommt.

Er bekommt über den Port Palladon gegen die Rückenschmerzen. Er hat eine kleine Pumpe mit nach Hause bekommen, da kann er sich auch einen Bolus geben, wenn die Schmerzen mal schlimmer sind. Vor zwei Tagen wurde die Grunddosierung erhöht, weil er wohl zu häufig den Bolus gegeben hat. Da hat er fast die ganze Nacht gebrochen. Morgens um 5 Uhr kam der Schmerztherapeut (ich hatte ihm eine SMS geschickt) und hat die Dosierung wieder geändert, danach wurde es besser. Tobi merkt mittlerweile, dass er von dem Medikament den Würgereiz bekommt. Was ja schade ist, da er sich ja jetzt wieder bemüht zu essen und zu trinken. Er soll nachher mal den Schmerztherapeuten anrufen, und fragen, ob es nicht eine Alternative für das Palladon gibt.

Gestern war die Stomatherapeutin hier und hat mir nochmal ganz in Ruhe gezeigt, wie man die Beutel wechselt und die Stoma versorgt. Wir wollen so viel wie möglich allein machen, um unabhängig zu sein. Aber wir wissen, dass wir jederzeit sowohl die Stomatherapeutin, den Stadtpflegedienst als auch den Schmerztherapeuten anrufen können und sie kommen so schnell sie können, um uns zu helfen. Das gibt vor allem mir Sicherheit, wenn ich wieder arbeiten gehe.

Gestern war ich mit meinem Mann zur Fusspflege, die Füsse hatten vom vielen Liegen sehr gelitten. Morgen kommt eine Physiotherapeutin zu uns nach Hause. Auch wenn ich anfangs geschrieben habe, es ist anstrengender als gedacht, was es ja wirklich ist, läuft es im Großen und Ganzen aber gut zu Hause. Und es ist schön, dass wir so viel Unterstützung bekommen.

Pflegegeld haben wir nun auch beantragt. Wir sind mal gespannt, wie lange es dauert bis der medizinische Dienst sich bei uns ankündigt. Uns wurde gesagt, dass man täglich mind. 45 Min. für die Pflege und 45 Min. für den Haushalt aufbringen muss, um Pflegestufe 1 zu bekommen. Das ist bei uns definitiv so. Die vom Stadtpflegedienst wollen uns aber noch ein paar Tipps geben, wie wir uns verhalten sollen, wenn der medizinische Dienst zu uns kommt.

Eigentlich wollte ich mich morgen mit meinem Chef zusammen setzen, um zu besprechen wie ich die Arbeitszeit in der nächsten Zeit flexibel gestalten kann. Aber ich glaube, ich brauch noch eine Woche zu Hause, damit mein Mann mehr Routine bekommt. Jetzt würde ich ihn ungern so lange allein lassen. Mir tut es zwar für meinen Chef und meine Kollegen leid, und ich würde auch gerne wieder arbeiten, aber die Nächte sind auch noch so anstrengend, dass es momentan für mich unvorstellbar ist, morgens um 6 Uhr aufstehen zu müssen.

@Klesi: ich bin in Gedanken heut ganz dolle bei dir!

@Marmot: ich kann nachvollziehen, was dir gerade alles so durch den Kopf geht, und dass du etwas Angst davor hast, wenn dein Mann nach Hause kommt. Aber mit der richtigen Hilfe werdet ihr das schon schaffen. Und wenn nicht könnt ihr immer noch einen anderen Weg einschlagen.

@Grisu: ihr seid auch mein Vorzeigebeispiel was Prognosen angeht. Ich hoffe sehr, dass dein Mann sich keine Erkältung eingefangen hat.

Ansonsten schmeisse ich ein wenig Kraft und Sand in die Runde! GLG MEL
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Tobias Müller 27.12.1982 - 29.09.2014
Engel leben ewig, Helden sterben jung!
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