AW: Austausch von Usern mit fortgeschrittener Erkrankung
Guten Morgen, ihr Lieben!
Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich mich so lange nicht gemeldet habe. Aber ich mußte für mich mal ein paar Dinge sortieren, die ins Ungleichgewicht geraten sind. Es geht mir zur Zeit nicht gut. Große Probleme machen meine Knochenmetas, besonders in der WBS. Wirbel 10 und 12 der WBS sind einbruchgefährdet und werden ab Montag bestrahlt . Morgen beim EinstellungsCT klärt sich ,ob noch mehrere Wirbel versorgt werden müssen. Ich kann vor Schmerzen kaum sitzen, stehen liegen und überstehe den Tag nur mit jede Menge Novalgin/Valoron.
Außerdem fühle ich mich furchtbar im Stich gelassen von der Augenklinik. Kein Anruf zur OP bisher. Und wenn ich dort anrufe und mir die Schwestern sagen, ich möge im Arztzimmer anrufen, weil alle Ärzte dort sind- niemand nimmt den Hörer ab. Warum spricht niemand mit mir? Hält man mich für solch einen hoffnungslosen Fall? Aber dann wäre es nur fair, mir reinen Wein einzuschenken. Keiner meiner mitbehandelden Ärzte kann dort etwas für mich erreichen, wir reden hier über die Uni- Klinik mit Netzhautpapst......
Ende August habe ich ein neues Staging, dann werde ich sehen, was die Chemopause angerichtet hat. Mein Onkologe hat mir zum Bondronat jetzt noch einen Aromatasehemmer verschrieben, damit ich wenigstens etwas nehme...
Danach fange ich eine neue Chemo an.
Zwangsläufig habe ich mich in letzter Zeit viel mit dem Tod beschäftigt. Keiner von uns will das- aber ich habe das erste Mal richtig Angst, das diese Sache so schnell Fahrt aufnimmt und ich keine Chance mehr habe. Und mit Chance meine ich nicht das Überleben. Da habe ich jetzt schon verloren. Mit Chance meine ich, mich richtig zu verabschieden und meine Sachen zu regeln. SEHEND zu regeln.
Also habe ich mit meiner Familie angefangen, meine Beerdigung zu organisieren. Es war gut, darüber zu sprechen, denn erstaunlicherweise hat jeder andere Vorstellungen. Ich habe mir einen Sarg ausgesucht, habe mit meinen Lieben eine Adressliste für die Trauerkarten, erstellt und ein Motiv für die Karten ausgesucht. Ich habe es selbst fotografiert. Letzte Woche war ich beim Fotografen und habe tolle Fotos machen lassen, denn im Moment sehe ich richtig gut aus und so sollen mich alle in Erinnerung behalten. Ein Foto lasse ich auf einen Keilrahmen ziehen. Es soll dann auf einer Staffelei neben den Sarg gestellt werden.Auch die Musikauswahl für die Trauerfeier war eine Familienentscheidung.
Außerdem habe ich einen Termin, um ein Hospiz besuchen zu dürfen.
Ich habe mich mit vielen Freunden getroffen und habe ihnen Sachen geschenkt, wovon ich wußte, dass sie eine Bedeutung für uns haben.
Mißversteht mich bitte nicht- ich sterbe nicht- aber ich mußte das einfach geregelt haben. Ich kann morgen aufwachen und mein Augenlicht ist weg. Und dann wäre es zu spät. Vielleicht ist das so'ne Sache wie mit dem Regenschirm.... Hat man ihn dabei, regnets nicht. Habe ich alles vorbereitet,brauche ich es vielleicht nicht so schnell. Meinen Lieben wird es allemal helfen, wenn alles vorbereitet ist.
Aber ich kann auch nicht verhehlen, das ich nach 7,5 Jahren Kampf ausgelaugt und müde bin. Es drängt sich aber auch immer öfter die Frage auf- wozu das alles? Klar -Familie. Aber es fällt mir zunehmend schwerer und ich ertappe mich dabei, wie ich beginne loszulassen oder einfach grundlos für mich alleine zu weinen. Noch kann ich mich immer wieder motivieren, aber ich weiß nicht mehr wie lange.
Ist ein langer Post geworden....sorry
Versteht ihr mich?
Ich habe euch alle ins ❤️geschlossen und bin gedanklich so oft bei euch!
Viel Glück für die anstehenden Op's, Bestrahlungen, Untersuchungen und überhaupt, wir können es gebrauchen.
❤️️️liche Grüße
Maillot
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