AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv
ich hasse diese Krankheit für ihre unbarmherzigen Rückschläge.
man fühlt sich glücklich und dann - aus dem Nichts - kommt wieder ein Schlag - nur einer, aber er reicht, die bodenlose Schwärze unter den Füßen zu öffen, darauf wartend, das man ein weiteres Mal hineinstürzt. Und fällt und fällt und fällt.
Hinein in das Elend der Krankheit, in eine Zeit des Leidens an einer Chemo, in das grosse Loch der Lebensangst und der Hoffnungslosigkeit.
Eine Schwärze, die immer dichter wird, ja weiter die Krankheit voranschreitet.
Hinterrücks und in erbarmungsloser Häme schlägt sie zu, diese fiese Krankheit. Es interessiert sie nichts. Nicht mein Lebenswille, nicht meine große Liebe zu den Kinder, nicht deren Bedürftigkeit und auch nicht die Tatsache, dass mein Leben eh schon zuvor voll des Leides war. Nichts mit kosmischer Gerechtigkeit.
Auch ich falle der Krankheit nicht durch das Raster. Nicht eine kleine Frauenseele, die im Rezidivfalle doch mal eine Ausnahme bilden dürfte und der Krankheit entkommt. Das Rezidiv als unbarmherzige Falle, der man nicht entkommen kann.
Nein, die Todeszellen schlummern friedlich und ungestört, und wenn genug des Chemogiftes abgebaut ist, kommen sie fröhlich hervor und vermehren sich weiter.
Ich bin voll der hilflosen Wut, ob dieser Ungerechtigkeit. Der Unausweichlichkeit dessen, was immer wieder zurückkommt.
Mein TM ist von 15 auf 57 hoch.
Ich weiß, was das heißt. Mein Körper zeigt zuverlässig an, was los ist.
Gerade mal ein halbes Jahr habe ich bekommen zum Aufatmen. Das ist nicht genug und das ist wahrlich nicht fair, aber niemand hat mir ja Fairness versprochen, nicht wahr?
Fast hätte ich es ahnen können, denn meine kleine Tochter hat heute morgen gefragt: "mama, geht die Krankheit nie mehr wieder weg?" und ich sagte ihr, "ja mein schatz, das ist leider so". Darauf hin stellte sie einfach mit der Offenheit und Direktheit eines Kindes fest: "aber das ist ja nicht so schlimm, erst mal ist noch alles gut und wenn du tot bist, dann hast Du mich ja immer noch lieb. Oder?"
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Birgit, heute sehr sehr traurig
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