Hallo Ihr Lieben,
jetzt will ich mich doch auch mal wieder melden... inzwischen bin ich fünf Wochen allein und unsicherer denn je, ob das schwere Stück Weg wirklich schon hinter mir liegt oder nicht doch noch vor mir ?? Im Moment habe ich so viel um die Ohren und kriege (für mein Gefühl) so wenig erledigt, dass ich mich manchmal frage, wie ich alles geschafft habe, als ich noch Zeit für die Pflege und Begleitung meines Mannes brauchte...??
Seit einer Woche gehe ich wieder arbeiten. Die Rückkehr ins Büro nach beinahe zehn Wochen war ein wichtiger Schritt. Die meisten der Kollegen haben sich gefreut, dass ich wieder da bin. Und da ich nicht frei von jeder Eitelkeit bin, hat es durchaus auch gutgetan zu hören, dass vieles nicht ganz sooo rund gelaufen ist in meiner Abwesenheit... Die größte Herausforderung bestand für mich darin, die Sachen zusammenzupacken und nach Hause zu gehen... im Wissen darum, dass dort keiner mehr auf mich wartet, mit dem ich den Tag Revue passieren lassen kann. Keiner, der fragt, wann und was ich essen will. Keiner, sich freut, wenn ich nach Hause komme... Da saß ich dann mit einem dicken Kloß im Hals an meinem Schreibtisch und brauchte fünf Minuten Anlauf, bevor ich mich auf den Weg machen konnte.
Den Rest der Woche hatte ich viele Termine - angefangen vom Pilates-Kurs über Verabredungen bis hin zu beruflichen Sitzungen, da tauchte das Problem nicht wieder auf.
Insgesamt bekomme ich von vielen Leute signalisiert oder auch unumwunden gesagt, dass sie mich bewundern für meinen "starken Umgang" mit dem Verlust. Ich fühle mich dagegen gar nicht so stark... ich versuche einfach, den Kopf irgendwie über Wasser zu halten und zusammen mit meiner Tochter jeden Tag zu nehmen, wie er kommt. Nachdem ich heute in der Kirche war und dort beinahe ununterbrochen die Tränen kullerten, überlege ich jetzt, wie ich meiner Trauer auch im Alltag mehr Raum und Gelegenheit geben kann, denn offenbar ist sie unter dem "Korsett der Notwendigkeiten" riesengroß und ich habe Angst, wenn ich sie jetzt nicht - vielleicht in kleineren Portionen - auslebe und herauslasse, kommt irgendwann eine Riesenwelle über mich hereingeschwappt und ertränkt mich mit den Trauergefühlen...??
Was ich aber auch spüre, ist, wie wichtig diese letzten gemeinsamen Wochen mit meinem Mann für mich waren und sind. Die Tatsache, dass ich mit voller Überzeugung sagen kann, dass wir diese Zeit genau so verbracht und gestaltet haben, wie es das Beste für meinen Mann war, entlastet mich sehr. Dabei ist es, glaube ich, primär nicht so wichtig, wo wir waren (zuhause), sondern genau da, wo
er sein wollte - und dass ich im Rückblick alles wieder genau so machen würde wie ich es gemacht habe. Das ist auch der einzige Rat, den ich jedem geben wollen würde, der ihn haben mag: versuche, einen Weg zu finden, bei dem du nicht jeden Schritt in Frage stellst und überlegst, ob es einen anderen, besseren Weg gäbe. Wenn du zu dem Ergebnis kommst, dass der eingeschlagene Pfad der beste oder gar einzig mögliche ist, dann lasse dich von nichts und niemand irre machen. Von außen lässt sich es ohnehin nicht beurteilen...
Allen, die noch kämpfen, schicke ich ein großes Kraftpaket - und Sand, für alle, die ihn brauchen und wollen...
Liebe, mutmachende Grüße gibt es für alle

Grisu