Hallo, alle zusammen und besonders an Chris48!
In der Tat, als Fachfrau zu diesem Thema kann ich nur sagen: bloß keinen Latissimus-Aufbau machen lassen, wenn auch nur die geringsten Probleme mit dem Rücken bestehen. Ich habe genau wie Chris eine Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung) von 40 Grad, die haben sich 31 Jahre lang so gehalten. Nach der Brustaufbau-OP mit dem großen Rückenmuskel hat sich in ganz kurzer Zeit die Skoliose verschlechtert auf 46 Grad nach Cobb. Tja, und nun die schlechte Nachricht: ich wollte einen Rückbau machen lassen! Das geht aber nicht, denn niemand traut sich an die Sache ran und auch der letzte Arzt, der mir eigentlich versprochen hatte er macht es, hat am Abend vor der OP diese abgesagt. Da bin ich in ein ganz tiefes seelisches Loch gefallen und mußte das erstmal eine ganze Zeit lang verdauen. Es gibt nach den bisherigen medizinischen Erkenntnissen keine Möglichkeit, den Latissimus vorne in der Brust wieder loszuwerden. Daher rate ich dir, liebe Elisabeth, wirklich ganz dringend von dieser Aufbau-Methode ab. Könnte ich nochmal entscheiden - und wäre diesmal etwas besser aufgeklärt worden durch die Ärzte -, dann würde ich niemals wieder diese Art von Aufbau machen lassen.
Gegenanzeigen sind in jedem Fall also:
jede Art von Rückenproblemen (Ischias, Bandscheibenvorfall, Skoliose, Beinlängenverkürzung etc.)
Übergewicht - weil wie oben beschrieben, der Muskel in der Tat meist nicht ausreicht für die ganze Brust und Silikon beigepackt werden muss und wenn frau dann zunimmt, entsteht ein ganz schlimmes Spannungs- und Druckgefühl auf der betroffenen Seite. Das wird frau nie wieder los. Denn außerdem schrumpft der Muskel auch noch, auch wenn er aktiviert bleibt. D.h. der Nerv bleibt aktiv, und dann kannst du - wie ich - mit der Brust zucken als wärst du Arnold Schwarzenegger! Macht sich toll als Zirkustrick. Wird der Nerv gekappt, schrumpft der Muskel nur umso schneller. Was aber auch heißt, der Brustnippel hängt dir irgendwann im schlimmsten Falle fast in der Achsel. Jedenfalls verzieht sich die Brust nach rechts und sie wirken dann assymetrisch. Außerdem werden die Brüste bei Gewichtszunahme ungleich groß, denn die aufgebaute Brust bleibt so wie sie ist und mit der anderen nimmst du zu oder ab! Die Ärzte kommen dann auf die glänzende Idee, doch die andere, nicht betroffene Brust gleich mit anpassen zu wollen (das hab ich aber trotzig abgelehnt und nie bereut!), so daß du dann auch da Operationsnarben hast. Die Anpassung nützt dir aber wenig, wenn du wie gesagt zu- oder abnimmst. Es kommt immer ein ungleiches Ergebnis dabei raus.
Auch befallene Lymphknoten in der entsprechenden Achsel sprechen gegen so einen Aufbau, denn wenn der Muskel einmal durch die Achsel nach vorne durchgezogen ist, ist es schwer, evtl. befallene darunter liegende Knoten noch zu ertasten. Es sei auch dahingestellt, ob der Ultraschall dann noch was bringt, was ich ernstlich bezweifeln möchte. So entsteht ein hohes Risiko, mögliche Rezidive in der Achsel nicht rechtzeitig zu erkennen (außer vielleicht durch MRT, doch die wird wegen der hohen Kosten meistens von den Ärzten verweigert!)
Vielleicht wartest du besser erstmal mit so einem Aufbau? Ich wünsche mir jeden Tag, ich hätte es nie gemacht und würde liebend gerne ohne diese aufgebaute Brust herumlaufen. Doch zu meinem Leidwesen werde ich sie wohl nie mehr los.
Auch das ist nämlich ein Argument: Ein Aufbau der nicht rückgängig gemacht werden kann, ohne daß dadurch noch mehr Schaden am Körper angerichtet wird, ist kein guter Aufbau! Den bei einem möglichen Rückbau würde der Latissimus-Muskel vor der Achsel durchgeschnitten, rollt sich dann wie eine Handtuchrolle zusammen und liegt als Wulst in der Achsel. Muss ein tolles Gefühl sein! Die Ärzte machen dies deshalb, um nicht in der Achsel herumstochern zu müssen, dabei könnten sie ja leicht empfindliche Nerven und Sehnen des Armes treffen und dann bleibt ein lahmer Arm zurück. Von den Problemen mit zusätzlichen Lymphödemen ganz zu schweigen!
All das gilt es zu bedenken. Ich bin durch diese Aufbaumethode am Körper kaputt operiert worden und mir droht jetzt die Erwerbsunfähigkeit. Noch eine gute Seite zur Informationsvermittlung ist
www.brustwiederherstellung.de.
Klar ausgesprochen heißt das: Es geht auch ohne Brust und eine Prothese ist immer eine Alternative. Von all den Frauen, die keinen Aufbau haben machen lassen, habe ich nie ein Jammern wegen Schmerzen oder Beschwerden mit dem Rücken gehört und ich denke, sie haben die bessere Entscheidung getroffen.
Ich hoffe, diese und die vorhergehenden Aussagen zum Thema Latissimus konnten dir wenigstens konkrete Informationen vermitteln. Entscheiden mußt du natürlich selbst und es ist dir immer freigestellt, wie du dich entscheidest. Um es noch deutlicher zu sagen: Du entscheidest ausschließlich und nicht der Arzt. Bitte lasse dich zu nichts überreden, es könnte wirklich fatale Folgen für dich haben.
Darum drücke ich dir zu allererst mal ganz feste die Daumen, daß eine brusterhaltende OP bei dir machbar ist. Schreib uns mal, wie es dir ergangen ist.
Herzliche Grüße von Monika :=)