Einzelnen Beitrag anzeigen
  #15435  
Alt 05.04.2015, 23:57
Benutzerbild von Resi HST
Resi HST Resi HST ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.02.2015
Ort: An der Ostsee vor der Insel Rügen
Beiträge: 532
Standard AW: Chemo Tagebuch, Erfahrungsaustausch, gemeinsames Durchstehen!!!

Liebe Molpha, das tut mir leid, dass es Dir nicht gut geht. Ich hoffe Du findest einen guten Weg für Dich. Hast Du einen Psychologen, einen Seelsorger oder einen lieben Menschen an Deiner Seite, mit dem Du die Dinge, die Dich bedrücken besprechen kannst?
Ich habe eine Weile überlegt was ich Dir antworten kann.
Mich macht es traurig, wenn ich lese dass es jemandem hier nicht gut geht. Ich habe Mitgefühl, versuche mit zu fühlen und zu verstehen und zu trösten oder einen Rat zu geben , wenn mir etwas einfällt und ich die Ruhe habe etwas zu schreiben.
Doch es zieht mich selbst nicht runter. Die Schicksale berühren mich, aber belasten mich meist nicht. Ich glaube der Hauptgrund ist der, dass ich sehe wie tapfer jede mit ihrem Schicksal umgeht. Ich finde es sehr schön, dass jede ganz ehrlich sagt, wie sie sich fühlt. Ich sehe einfach ich bin nicht allein und das ist mir eine große Hilfe.
Lula, ich empfinde das nicht als jamimern sondern bin froh, dass Du oder jemand anderer erzählt. Ich bin in diesem Forum, weil ich erfahren möchte, wie es anderen mit der Krankheit geht und weil ich hier Fragen stellen kann, die ich gerade niemandem anderen stellen kann. Obwohl wir uns nicht kennen gibt es ein Vertrauen was ich sonst nur zu engen Freunden habe. Ich empfinde es als Nehmen und Geben, einfach schön und angenehm. Hier sind Menschen die ähnliches durchmachen. Ich kann Trost geben, aber auch empfangen.
Außerhalb des Forums kann ich gut differenzieren, was ich ranlasse und was nicht. Natürlich gibt es Dinge die Angst, Wut oder Trauer erzeugen. Die Gefühle lasse ich zu, so wie die Trauer um den lieben Kollegen. Ich habe Egoismus entwickelt, obwohl mir das schwerfällt. Das heißt das ich versuche mich vor manchen Menschen zu schützen. Auch hier ist so, die Menschen die selbst tapfer und ehrlich sind, mit denen kann ich auch in den dunkelsten Stunden mitfühlen. Die die sich hängen lassen, erwarten dass andere allen lösen oder die Schuld und Verantwortung bei anderen suchen tun mir nicht gut. Von denen halte ich mich fern. Diese Menschen nehmen mir die Energie, die ich zum gesund werden brauche.
Hier im Forum macht es mir Mut, dass ich sehe, wie die anderen Dinge bewältigen. Ich beschränke meine Lektüre auf das, was mich gerade betrifft. Angst? Ja, die habe ich manchmal auch. Aber die Zuversicht überwiegt. Heute habe ich mit der Mutter einer Freundin gesprochen, die den Krebs schon 37 Jahre die Stirn bietet. Auch alle Rückfälle hat sie gut überstanden. Mit Mut und Gottvertrauen.
So etwas gibt mir Zuversicht und Zutrauen zu mir selbst. Dieser Frau hatte man vor. 37 Jahren noch. 4 Wochen gegeben.
Auch bei mir gibt es schlechte Tage, aber ich weiß sie gehen vorbei, ich lasse sie zu. Ich genieße jede gute Minute. Davon zehre ich in der anderen Zeit.
Wenn gar nichts geht, habe ich meinen Psychologen, der mir Wege zeigt, die ich gehen kann.
LG
Resi
Mit Zitat antworten