AW: After-Chemo-Thread
Hallo, Ihr Lieben,
ich habe mich richtig gefreut, dass Euch das Foto gefiel und (Recht hast Du, Sharky, schön von Dir zu lesen!, Tagträume, ausreichend davon!!!) Ihr die Stimmung so gut gespürt habt. Inzwischen bin ich zurück, auch zurück im Büro - das ist auch schön ;-), aber... anders ;-) Die zwei Wochen haben gut getan und viel, viel Energie gegeben. Ich werde von den Kollegen, aber mit ehrlicher, großer Freude, auf das gute Aussehen und Strahlen angesprochen. So weit, so gut.
Allgaeu, das klingt doch gut, es geht richtig vorwärts. Du schonst Dich, und Du amüsierst Dich. Gute Mischung.
Sharky, Flower, Resi und alle weiteren, die davon schreiben, wie schwer es ist, so von der Leine gelassen zu sein und allmählich wieder richtig Raum und Zeit dafür zu haben, sich (neue bzw. immer dieselben) Sorgen machen zu können und die letzten Monate zu verarbeite. Das geht mir auch so, und ich bin wirklich ganz gut im Nehmen gewesen, aber: Wir waren halt in der Dauerbetreuung und auch im Dauerterminwirbel mit Behandlunegn, Untersuchungen usw. Das gab das Gefühl eines Sicherheitsnetzes, und das ist jetzt wieder weg bzw. wird großmaschiger. Ich hatte in den zwei Wochen sehr selten, aber überhaupt zum ersten Mal so Sekunden-Flashbacks, in denen ich plötzlich, "aus heiterem Himmel" mich in Situationen aus diesen Monaten sah (Chemo - das Anstechen, die Staging-Untersuchungen am Anfang, der Haarausfall, usw. usw.). Das war für mich schockierender als die reale Situation zuvor, in der eben der ganze Wirbel, die eigene Konsequenz und Disziplin samt Durchhaltewillen zum Quadrat sowie der fraglos vorhandene unterschwellige Schockzustand dies gar nicht wirklich zuließen. Da kommt noch einiges und auch immer wieder, aber wohl seltener. In dem Zusammenhang sind Arbeit, so sie Spaß macht, und ein Rhythmus und eine Ablenkung einfach gut, denke ich. Flüchten daheinein darf man sich natürlich vor diesen Gedanken und Bildern nicht. Ich versuche mich in etwas, was meinem Temperament nicht so gottgegeben ist, in dem buddhistischen Ansehen der Bilder und Gefühle, die man dann "in Liebe" gehen lässt. Klappt manchmal schon, manchmal nicht.
Resi, aber ich lese Dich sehr gerne so lang, ist klar, dass man jetzt weniger zum Schreiben und auch Lesen kommt, da finde ich einen solchen längeren Post eine gute Lösung! Freut mich, dass es Dir gut geht. Ah, das Buch las ich auf Französisch trotz englischen Originals: Robert Goddard, Dunkle Spiegel heißt es auf Deutsch, eben für Dich auf Ama... nachgesehen. Superspannend, für intellektuelle Bretter hat es nach wie vor nicht gereicht, bleibt wohl noch 'ne Weile so, Reste meines Geistes braucht der Job, mehr ist nicht ;-)
Flower, gut, dass es etwas besser ist (richtig?), ansonsten halt bitte weiter so tapfer durch wie bisher... Du schaffst auch das, und Du kriegst auch wieder den alten Schwung, den Du nämlich von Natur aus ganz mächtig in Dir hast. Und wie schön: Es wimpert bei Dir. (Wort gefiel mir so gut.) Ob Du es glaubst oder nicht, ich war so aufs Kopfhaar fixiert, als es dann sogar relativ zügig und ansehnlich kam, dass ich erst später zufällig beim Blick in den Spiegel, den Zeichenstift in der ungelenken Hand, feststellte: Sie sind wieder da, lang und schön wie seit Jahren nicht mehr. Die Haare sind immer noch kurz, aber es ist eine Frisur, und es steht mir.
Das war's von mir für heute, ganz liebe Grüße in die Runde, auch an Susisausewing, Mona, Mohnblume, (vielleicht sogar Lula) wenn Ihr hier lest. C.onny, La vie est belle, Drachenkopf, Ihr seid großartig, wie Ihr das meistert und wie Ihr hier schreibt bzw. im Chemothread. Ich drücke Euch alle Daumen, naja, eben die zwei.
So, Resi, und das war jetzt auch mal lang ;-)
Eure Grimaudoise
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