Liebe Monika,
seit Deinem gestrigen Beitrag habe ich wieder so eine Wut auf diese Krankheit im Bauch. Weißt Du, was ich glaube? ich meine, wir werden es NIE erfahren, weil wir ja die betreffenden nicht mehr befragen können. Aber ich glaube, man bekommt in dieser Situation ALLES mit. Ich glaube, Sandra hört, Sandra denkt, Sandra sieht und das schlimmste: Sandra fühlt alles. Bzw. MUSS alles fühlen.
ich bin auch Mama mit so kleinen schutzbedürftigen Wesen, so wie sie auch. Daraus resultiert diese Wut. In dieser Situation ist man nicht bereit zu gehen und ist in einem versagenden Körpersystem gefangen und wartet verzweifelt auf eine Rettung. auf ein "vielleicht gibt's doch noch irgendwoher ein paar Tage" für und mit meinem Kind.
ich denke, das ist wenig hilfreich für dich, diese Gedanken. Entschuldige. ich habe lange nachgedacht, um meine Worte, die eigentlich raus wollten, zu unterbinden. Es geht nicht. Ich bin Betroffen, das ist eben anders. Ich bin Sandra so nahe, weil die Situation so gleich ist.
Klar, projeziere ich auch meine eigenen Ängste in diese Situation. Aber beim sensiblen Lesen deiner Zeilen gibt es eben viele Hinweise darauf, wieviel Sandra mitbekommt. Und es ist nicht meine erste Begegnung mit dem Sterben, die mich dadurch überrascht, wie viel bewußtes Denken doch da sein muss - auch wenn wir das nicht gut wahrnehmen können.
ich weiß den Ausweg aus dem Dilemma nicht. Vermutlich gehört es zu den Dingen, die wir nicht lösen können. Aber es hinterläßt in mir eine Wut auf die Krankheit. Und ein intensives Mitfühlen mit Sandras Situation. sorry, ich bin halt nicht die Spezialistin für Worte an Angehörige, sondern weiß vermutlich mehr über betroffene.
Sicher habt ihr die Frage für Euch beantwortet, ob es eine Begegnung von Mama und Kind gut wäre. Wie geht ihr damit um? Es ist auch eine frage, die ich mir selbst stelle. Ist es gut, wenn Kinder sehen und damit hautnah begreifen können, dass es der beste Weg ist, wenn die Mama stirbt? Sicher würde es Sandra viel geben. Oder glaubst Du das nicht? ich selbst weiß die Antwort nicht.
Entschuldige, wenn ich Deine Gefühle mit meinen Gedanken verletzen sollte. nichts liegt mir ferner.
ichweiß auch nichtmehr, was ich dri wünsche kann: noch mehr kraft um auszuhalten, noch mehr Trost, noch mehr Umarmungen? ich hoffe, dich damit noch erreichen zu können. Es ist ein so schwerer Weg und ich es bedrückt mich zutiefst, was du durchmachen musst.
immer in Gedanken bei euch, auch wenn diese manchmal wirr sind.

chen