Der Pinktober ist die Pest! Hier habe ich neulich im Supermarkt pinken Ziegenkäse gesehen, mitsamt der pinken Brustkrebs-Schleife drauf. Ein unbekannter Anteil des Erlöses geht in die Brustkrebs-Forschung. Aha.
Ich bin heilfroh, wenn der Monat ENDLICH vorbei ist. Dass es - zumindest hier in Nordamerika - in dem ganzen Monat nur EINEN Tag gibt, der für uns metastasierte gedacht ist (der 13. Oktober) gibt mir auch zu denken.

Immerhin sind wir die, die an dieser Krankheit sterben werden - an einem Tumor in der Brust ist noch keine Frau gestorben. Tödlich wird die Krankheit erst, wenn sie an anderen Stellen im Körper auftritt - in den Knochen, wie bei mir, in der Lunge, Leber, Gehirn oder irgendwo sonst. Trotzdem wird die Mär von Früherkennung und Mammos weitergebetet, so als wäre das die Rettung?

Was wir brauchen sind nicht mehr Mammogramme. Ich war bei Diagnose 43, gleich mit Metas. Keine andere Krebserkrankung in der Familie. KEINER hätte bei mir ein Mammo gemacht, wenn ich nicht den Knoten gefunden hätte. Und selbst da meinte unser Hausarzt ich soll's halt "nur zur Sicherheit" im Brustzentrum abklären lassen. Nun gut. Bingo.
Wir brauchen mehr Geld in der Forschung, nicht in der Früherkennung - damit metastasierter BK irgendwann heilbar, oder wenigstens behandelbar (im Sinne einer chronischen Erkrankung) wird. Damit wir irgendwann verstehen, warum und wann Krebs metastasiert. Damit wir ihn effektiver, dauerhafter und mit weniger Nebenwirkungen behandeln können.
Was die Schuld betrifft: ich denke einiges davon kommt vielleicht auch von der Sprache, de oft im Zusammenhang mit Brustkrebs (oder auch anderem Krebs) verwendet wird. Wenn mir jemand mit dem ganzen Vokabular von wegen "gegen den Krebs kämpfen" "den Krebs besiegen" und dergleichen kommt, dann nehme ich mir inzwischen die Freiheit heraus zu sagen, dass mir das nicht passt. Das klingt so, als hätte ich nur nicht genug gekämpft, mich nicht genug eingesetzt. Das ist aus meiner Sicht blanker Unsinn, sondern auch sehr verletzend. Ich würde - genau wie ihr alle hier - alles tun (und habe alles getan) was in meiner Macht steht, um weiter bei meiner Tochter bleiben zu können. Schuld oder mangelnden Einsatz lasse ich mir nicht mehr suggerieren, nicht mal durch unüberlegtes Dahingeplapper über den "Kampf gegen den Krebs".
Die Frauen, die nach der Behandlung im vor-Metas Stadium sagen sie haben den Kampf gegen den Krebs gewonnen, sollten sich vielleicht mal die Statistiken ansehen. Statistisch betrachtet werden 30% der BK Patienten irgendwann metastatisch - egal in welchem Stadium der Krebs ursprünglich gefunden und behandelt wurde. Darüber wird nur nicht geredet, und im Pinktober schon gar nicht. Ist ja auch keine sehr pinke Story. Ist nur leider die Realität mit der wir jeden Tag leben. Die Augen zumachen hilft GAR NICHTS - auch wenn ich ehrlich sagen muss, dass ich natürlich bevor klar war, dass ich schon Metas hatte, auch die Hoffnung hatte, bei den 70% dabei zu sein.
Wir haben nichts falsch gemacht / unterlassen / besser machen können. Keine von uns hat SCHULD an dem was uns passiert. Wir leben nicht gesünder oder weniger gesund als andere. Wir haben nicht mehr oder weniger Stress als andere. Wir hatten schlicht und einfach ein Scheisspech.
Sorry dass das jetzt so lang geworden ist. Aber die Schuldfrage in Verbindung mit Pinktober bringt irgendwie mein seelisches Gleichgewicht ins wanken...