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Alt 28.10.2015, 16:57
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Karin55 Karin55 ist offline
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Standard AW: Austausch von Usern mit fortgeschrittener Erkrankung

Ich lese hier zwar regelmäßig, aber schreibe nicht so viel.

Das Thema, dass man mit Metastasen sich oftmals sehr alleine fühlt, interessiert mich sehr. Meine ED hatte ich vor fast 16 Jahren und trotz aller Komplikationen war mein Leben von der Hoffnung, ja, nach einer Weile sogar von der Gewissheit (und natürlich Illusion) getragen, dass ich überleben werde. 6 Jahre später hatte ich dann einen Rückfall mit Metastasen im Bauchfell und der Prognose von ein bis zwei Jahren Lebenszeit. Obwohl es jetzt schon wieder 9 Jahre sind, bin ich Tag für Tag nicht sicher, wie lange ich noch überleben werde und ob die Therapie noch weiter wirkt.

Ich kenne deshalb zur Genüge diesen Unterschied. Ich kann den anderen nicht immer wieder erklären, obwohl ich schon so lange überlebt habe, dass mir die Angst im Nacken sitzt und warum. Wenn ich es mal tue, dann löse ich allgemeine Betroffenheit oder Schweigen aus und danach fühle ich mich so schuldig, den anderen die Stimmung versaut zu haben, dass ich es lieber hätte sein lassen sollen. Ich muss betonen: Ich weiß, dass ich mich nicht schuldig fühlen muss und habe auch Verständnis für die Hilflosigkeit der anderen. Aber es ist ein so blödes Gefühl, dass ich - wenn möglich - "auf gesund" mache. Und dann denken die anderen, ich bin gesund. Manchmal ist es auch sehr entlastend, als ganz "normal" angesehen zu werden.

Es fällt mir nicht leicht zu hören, der und die hatten auch Brustkrebs und leben heute noch oder sind geheilt. Ich freue mich für die anderen sehr, doch gleichzeitig kommt der schmerzhafte Gedanke, dass ich doch "nur" noch in wenigen Jahren denken kann. - Und dennoch möchte ich lernen, dankbar zu sein. 9 Jahre nach einer Metastasierung ist ein verdammt lange Zeit und obwohl ich nie damit rechnen konnte, habe ich Anfang des Jahres meine Altersrente antreten dürfen. Viele von euch sind noch so jung, mein Sohn ist erwachsen und dennoch trägt er auch seine Angst, seine Mutter könnte bald sterben, jahrelang mit sich herum.

Dass bei vielen von euch der Verlauf so sein könnte wie bei mir, dass ihr deshalb nichts mehr als unendlich dankbar sein würdet, das glaube ich euch gerne. Ich wünsche euch alles alles Gute und eine schöne lange Zeit, mit der Hoffnung, dass weiterhin gute Medikamente entwickelt werden, die uns allen helfen werden.

Karin
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