Liebe Juule,
ich wollte mich nur ganz kurz dazwischen klinken (schön, dass ihr alle euch euren Humor bewahrt habt

), denn deine Worte haben mich extrem an meine eigenen Gedanken erinnert. Ich bin auch erst 27 Jahre alt und auch mir geht es so wie dir. Ich lese von diesen sagenhaften 10 Jahren und ich will gar nicht undankbar sein oder das klein reden, aber in 10 Jahren bin auch ich erst 37. Mein Leben fängt grad erst richtig an, ich hab noch keine Kinder und auch im Berufsleben bin ich nach dem langen Studium erst ein paar Jahre. Niemals hätte ich gedacht, dass irgendwann mein wichtigstes Nahziel sein würde meinen 30. Geburtstag möglichst gesund zu erleben. Das ist einfach so erschreckend und macht Angst. Ich erlebe diesen Schock über mein Alter auch bei fast allen Ärzten und Schwestern, was mir meine Lage oft nochmal extremer vor Augen führt. "Sie sind jetzt eben vorbelastet.", sagt mein Gyn. Wäre ja easy going, wenn es nicht so gravierend wäre.
Während der Chemo und auch jetzt noch hab ich jeden Tag in ein Tagebuch geschrieben. Das ist gut so, denn unter anderem kann ich dort ganz klar sehen, dass der Krebs in der akuten Behandlungsphase enorm viele Seiten eingenommen hat. Jetzt in der Bestrahlung -nach den Ops- widmen sich so viele Seite schon wieder den ganz normalen Alltagsthemen. Weihnachtsplanung, Treffen mit Freunden, der Hund und nebenbei immer ein paar Sätze zur aktuellen körperlichen Verfassung. Ich denke so wird es immer weniger werden und mit viel Glück überstehen wir alle unsere Nachsorgen mit langweiligen Ergebnissen und können unsere Tagebücher täglich mit den ganzen schönen, nervigen und turbulenten Alltagsdingen füllen.
Was ich eigentlich sagen will: Meine Gedanken ähneln deinen ganz sehr und doch kann ich dir versprechen, dass ganz bald Tage kommen, an denen sie kleiner werden und manchmal sind sie fast ganz unsichtbar und du genießt die Zeit ohne deine Zukunft in Frage zu stellen. Erstmal werden wir 30.

und während wir diesen Weg gehen leben wir ganz intensiv und denken möglichst wenig an das was kommen kann.
Noch ein kleiner Mutmacher zum Schluss: Meine Nachbarin, die mir immer selbstgezogene Äpfel und Pflaumen rüberbringt ist in unserem Alter an BK erkrankt. Sie hatte Chemo und Masektomie und feiert bald ihren 85. Geburtstag. Es kam nie wieder etwas nach.
Liebe Grüße an euch tapfere Mädels. Die Chemo ist manchmal schlimm, aber ihr haltet euch alle ganz super. Respekt!
Flower