Liebe Eva-Lynn
Komm, lass dich trösten

Auch du bist sehr tapfer, wenn du morgen zum Frisör gehst. Und auch Tränen sind ok, wenn sie kommen. Das Haareverlieren war für mich auch der schlimmste Teil. Viel schlimmer als eine Brust zu amputieren. Dabei wachsen die Haare wieder nach - aber das versteht wohl niemand, am wenigsten frau selbst.
Auch ich hatte von Klein weg lange Haare, und noch viele Frauen hier im Forum ebenfalls. Bei dem ersten Gedanken daran, dass ich sie verlieren würde, wurde mir noch übler als von den NW der Chemo.
Inzwischen ist das 3 Monate her und wenn ich zurückschaue, dann ist das ein langsamer Prozess der Akzeptanz. Heute war ich zum ersten Mal nur mit Baumwollmützchen spazieren - allerdings in einem Gebiet, wo ich nur am Wochenende bin, wo mich niemand kennt.
Geholfen hat mir, dass ich eine Perücke bekommen habe, die meiner eigenen Frisur sehr ähnlich ist. Viele Bekannte haben noch gar nichts gemerkt. Auch Leute, die sich auskennen mit Perücken (z.B. BK-Betroffene), sehen mir die Perücke nicht an. Das macht Mut und Selbstvertrauen und freut mich jeweils diebisch, wenn ich z.B. an einem Ball mit Perücke alle an der Nase herumgeführt habe.

Augenbrauen und Wimpern sind noch da, auch nach 4 EC und 2 Taxol noch. Für alle Fälle war ich beim Schminkkurs und habe gelernt, einige Tricks anzuwenden, sollten sie sich dennoch verabschieden.
Inzwischen habe ich auch ein paar Vorteile gefunden. Das Duschen ist viel einfacher geworden, nicht mehr so ewig lange die nassen Haare auf dem Rücken oder Kopfkissen. Und da ich tauche, sind auch dort die fehlenden oder kurzen Haare ein Vorteil. Vermutlich werde ich sie mir gar nicht mehr so lange wachsen lassen sondern zu einer frechen Kurzhaarfrisur wechseln. Jetzt habe ich die Chance, alle Längen auszuprobieren, bis mir eine gefällt.
Dass meine neue "Frisur" oder mein Kahlkopf eine Auswirkungen auf mein Liebesleben gehabt hätten, könnte ich nicht behaupten. Ich hoffe, auch du hast einen verständnisvollen Partner, der dich nicht wegen der Haare liebt.
Wegen der NW zu EC ist meine Erfahrung, dass sie bei jedem Zyklus mehr oder weniger ähnlich waren. Beim 2. Mal war es etwas einfacher, weil ich bereits wusste, was mich erwartet und ich entsprechend schneller reagieren konnte. Beim 3. Mal hatte ich eine Aversion gegen die bewährten Nahrungsmittel entwickelt und musste eine neue Strategie herausfinden. Am besten ging es mir, wenn ich spontan das Essen konnte, worauf ich gerade Lust hatte, oder zwischendurch einfach einen Vollkorn-Cracker geknabbert habe.
Sei lieb gedrückt

, ich denke morgen und am Dienstag an dich.