AW: Geht es euch auch so?
Liebe Yogi,
ich habe eine Phase hinter mir, da wollt ich nicht mehr schreiben, mich mitteilen, selbst nicht lesen. Da wollt ich lernen, mich selbst suchend zu erfahren, zu erleben. Und wenn die Einsamkeit nicht so lehrreich wäre, könnte man glatt an ihr verzweifeln.
Ich hab nicht mehr so sehr das Bedürfnis auf ein verständnisvolles Gegenüber, ich fühle tief in mir drin, das nur ich diesen Verlust ermessen und in mein Leben integrieren kann / könnte. Dieses Nichtmehrabhängigsein gibt Luft und Raum für das eigene Danach, das Danach des Verlustes und das Lebensdanach. Und wenn andere der Meinung sind, ich trete meine (vermeintlichen) Pluspunkte mit Füßen, dann kann ich mittlerweile fühlen und sagen, ich kann sie nicht wahrnehmen, die Ressourcen, die Anderen das Tor zum Leben zeigen würden. Dafür waren wir zu sehr eins.
Milde mit sich selbst zu sein, den Erwartungshaltungen der Umwelt gegensprechen zu können weil mehr als Äusserlichkeiten für das eigene Wohl wichtig sind....
Ich war gerade 10 Jahre alt, da ist meine Lieblingsgroßtante 86 jährig ins Bett gegangen und friedvoll in eine andere Welt umgezogen, einfach so. Diese Art des Wechsels hat mich nie verlassen und ich hoffe, das ich die Wahl haben werde.
Lebendig sein setzt eine Flexibilität voraus, die einen switchen lässt zwischen Öffnung und Abgrenzung. Ich selbst bin inzwischen aus der Starre erwacht und taste mich vorsichtig ins Leben, neugierig und suchend, erwartungslos wie ein Kleinkind zu sein, allerdings mit einem Erfahrungsgepäck, das nicht leichtfüßig zu schultern ist, noch nicht...
Lass uns jeden Lebensschritt vorsichtig, aber auch mutig setzen... und dann entscheiden wir, ob wir uns wohlfühlen mit dem Untergrund, auf dem wir schreiten, die nächste Weggabelung kommt sicherlich und rückwärtsgehen, das erlaube ich mir inzwischen auch.
Hab einen "guten" Abend
Sjarissa
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Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.
Guido * 25.12.1953 + 03.01.2012
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