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Alt 10.10.2004, 20:49
Gast
 
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Standard Darmkrebs- Hoffnung und Verzweiflung zugleich

Liebe Steffi,liebe Sunny,

schon die ganzen letzten Wochen zögere ich, diesen Beitrag zu schreiben, aus Angst, dass er falsch interpretiert werden könnte, aber nach dem letzten Beitrag kann ich nicht anders und hoffe einfach, dass ihr mich richtig verstehen werdet. Ich weiß, es hört sich furchtbar an (aber durch Verschweigen wird es nicht besser), aber so wie es aussieht wird Sunny diese Krankheit nicht überleben. Für mich zeichnete sich das schon seit längerer Zeit ab, weil ich all das sehr ähnlich schon selbst bei einem Familienmitglied mitgemacht habe. Nicht nur die medizinische Situation war gleich, sondern das gleiche, verzweifelte Verhalten, die Versuche, das Ruder IRGENDWIE noch herumzureißen, mit allen verfügbaren Mitteln bis zum Schluß zu kämpfen. Nur, was bringt all das? Im Nachhinein, nach dem Tod einer der mir liebsten Menschen im Leben, muß ich sagen, außer zusätzlichem Leid und der Gewissheit, die letzten möglicherweise noch einmal schönen Tage oder Wochen im Leben eines Menschen vergeudet zu haben. Vergeudet für medizinische Behandlungen, die nichts mehr bringen. Vergeudet im Krankenhaus, in Diskussionen und Machtkämpfen mit Ärzten, Krankenhauspersonal, Kassen etc. Und ich sehe, dass es auch in eurem Fall fast genauso abläuft. All das geschieht, weil wir uns unfähig fühlen, der Wahrheit ins Auge zu sehen, das Unfaßbar anzunehmen. Sunny soll doch nicht wirklich diese Zeit, die sie noch hat, fern von zuhause, von Julian, von Steffi verbringen. In einer Umgebung, die sie nicht mag, in der sie sogar Unwohlsein bis hin zu Angst empfindet. Es ist schon so, dass diese "Aktivität" einen beschäftigt hält, dafür sorgt, dass man nicht so viel nachdenken, grübeln, verzweifeln, weinen muß. Aber helfen, geschweige denn heilen, kann all das wohl nicht mehr. Deshalb überlegt doch bitte, ob ihr das alles wirklich mitmachen wollt, bzw. wenn Sunny selbst sagt, dass sie nicht mehr will, drängt sie nicht, sondern unterstützt sie in ihrem Wunsch, aufgeben zu dürfen. Ich denke, wenn jetzt noch irgendetwas helfen kann, dann nur noch ein Wunder, und darauf darf man auch immer und jederzeit hoffen. Aber ein Wunder wird nicht wegen oder durch die Chemotherapie, sondern wenn, dann auch ganz ohne weitere med. Behandlung geschehen, dessen bin ich mir sehr sicher.

Alles Gute, Anne