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Alt 13.10.2004, 09:26
Gast
 
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Standard niedrigmalignes Non-Hodgkin-Lymphom

Hallo Ingrid,
den grossen Schock habe ich auch erlebt. Die ersten paar Wochen nach der Diagnose bin ich rumgelaufen wie in Trance, alles war so unwirklich geworden. Meine Gedanken kreisten ständig um die Krankheit und darum, warum es gerade mich erwischt hat. Heute denke ich, warum nicht ich. Es kann jeden treffen und die grösste Herausforderung ist die, einfach weiterzumachen. Mittlerweile bin ich aber wieder ziemlich zuversichtlich, ich lasse mich nicht unterkriegen. Mir hat zur besseren Verarbeitung geholfen, mich genauestens über die Krankheit, die Behandlungsmöglichkeiten und die Aussichten zu informieren. Je mehr ich wusste, desto besser ist es geworden. Und was soll ich Dir sagen, die Aussichten sind gar nicht so trübe. Das niedrig maligne Lymphom gehört zu den am Besten therapierbaren, es gibt verschiedene Behandlungsansätze die ziemlich hoffnungsvoll klingen. Dein Lymphom ist kleiner geworden, dass ist doch wirklich Klasse. Vielleicht ist es tatsächlich nur noch Narbengewebe, was ich auch glaube, davon würde ich an Deiner Stelle so lange ausgehen, bis sich etwas gegenteiliges herausstellt. Stell Dir mal vor, dass Ding gibt jetzt zwanzig Jahre Ruhe, dann hast Du Deine wertvolle Lebenszeit unnötig mit dunklen Gedanken belastet, wäre doch wirklich Schade drum.
Mein Lymphom sitzt überall, in Hals, Bauchraum, Leisten und Knochenmark, es ist ein follikuläres Grad 1, Stadium 4A. Derzeit praktiziere ich "watch and wait", es geht mir sehr gut, ich habe sogar angefangen zu Laufen und die gestrige Kontrolluntersuchung hat ergeben, dass alle Lymphknoten kleiner geworden sind. Insofern ist es genau richtig, die Psyche spielt eine sehr grosse Rolle. Seit ich mich damit abgefunden habe die Krankheit zu haben, geht es viel besser. Ich denke heute, es war wichtig die düsteren Gedanken einfach zuzulassen, sie gehören zum ganzen Prozess dazu. Ich halte nichts von zwanghaftem "schöndenken" oder der Postiv-Denken-Welle, für mich bedeutet dies, das Schlechte, was nun mal zwangsläufig zum Leben dazugehört, zu verdrängen. Wichtig war für mich eine optimistische Einstellung mir und der Krankheit gegenüber, sie ist da, aber ich mache das Beste daraus. Ich glaube an meine eigene Kraft und lasse mich nicht unterkriegen. Ich habe den Eindruck, dass Du auch auf dem besten Weg bist.
Dir auch alles Liebe und viel Kraft
Rio
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