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Alt 22.11.2004, 21:30
Gast
 
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Standard Rippenfellkrebs

Nochmal ich, weil ich rückwärts auf diesen Seiten weitergelesen habe und nun möchte ich noch etwas sagen, kann wieder länger dauern...
Wilfried, der Freund meiner Mutter wusste nie und weiss bis heut nicht was es bedeutet Rippenfellkrebs zu haben, er kennt nicht dieses Forum, weiss nichts von kurzer Lebenserwartung etc.. Seine Ex-Noch-Frai hatte das damals so entscheiden und wir waren hin- und hergerissen, ob er nicht wissen müsse, was los ist, weil er selbst gesagt hatte: Wenn ich wüsste ich hab nur noch wenig Zeit zum Leben, dann würde ich soviele Dinge noch tun wollen. Ich fand es falsch ihm das alles nicht zu sagen... aber es gab ihm Kraft, dann als es aussah, als wäre tatsächlich alles überstanden war ich noch glücklicher, dass er es nie erfahren hatte, denn er hatte bereits heimlich Morphium gesammelt, dass er damals nicht brauchte und er deutete an, dass er es einsetzen würde sich zu töten, bevor es der Krebs tut. Nun heute ist es wieder so, er weiss es nicht, aber ich glaub er will es nicht wissen, hat vor zwei Jahren vom sterben gesprochen und hatte keine Kraft zu kämpfen angesichts der Diagnose Krebs, jetzt will er kämpfen, nur jetzt ist es zu spät. Vor zwei Jahren habe ich hier auf Seite 1 angefangen zu lesen und hab gezittert um Achim und seine Frau und hab geweint, als ich am Ende lesen musste er hat es nicht geschafft und er hat so gekämpft. Ich war ohne Hoffnung und jetzt ist der Tag, vor dem ich Angst hatte vor zwei Jahren, der Tag ohne Hoffnung. Er hatte zwei relativ gute Jahre seit der Diagnose, aber er hat sich nicht vorbereiten können auf das, was nun kommt, nun ist er überfordert, ich denk er weiss was los ist, er spürt das, aber die Zeit ist knapp sich nun aufs sterben einzustellen und er will es nicht, wer will das schon :-( Er wird das Krankenhaus wohl nicht mehr verlassen, bei ihm zuhause sieht es aus, als käme er gleich wieder, war nicht eingestellt darauf zu gehen für immer. Einerseits war er im Verhältnis unbesorgter als wir es waren in den zwei Jahren, aber beraubt hat ihn diese Lüge dennoch. Noch immer liegt es weder bei meiner Mutter, noch bei mir ihm die Wahrheit zu sagen, weil seine Söhne es so entschieden haben und wir das respektieren werden, dennoch wäre es nun wirklich an der Zeit offen zu reden, denn die Palliativstation ist seine Hoffnung friedlich einschlafen zu können, soll man ihm diese chance nehmen, nur weil man seine Hoffnung nicht zerstören will ?

Ich bin jetzt mal ähnlich direkt wie Winfried:
Macht euren Lieben das Leben so angenehm wie möglich und verbringt soviel Zeit miteinander wie möglich, nur wenn ich lese "WIR" werden kämpfen, dann vergesst nie den Schmerz, die Gefühle der Erkrankten, sicher leiden wir alle mit, aber derjenige mehr und stärker, unvergleichbar stärker und am Ende ist der Tod.

Angefangen auf Seite 1 gibt es niemanden hier, der das dauerhaft überlebt hat und wenn ihr das erstmal verarbeitet habt, dann könnt ihr helfen in einer anderen Form. Wilfried will nun eine chemo machen, keiner sagt ihm es wird nicht besser werden, nur eher noch schwieriger, muss er das auch noch erleiden, um dann endlich einschlafen zu dürfen ? Ich finde nein, aber die Hoffnung stirbt zuletzt

Shalom
Mich hat es sehr berührt was Du geschrieben hast und wie ihr den Weg gegangen seid zusammmen.

Wenn ich denn also in diesem Leben einen Wunsch frei habe, dann ist es der zu sterben ohne vorher zu leiden, denn nicht das sterben ist das schlimmste am Leben, es ist oft der Weg dorthin.

Als die Kraft zuende ging wars kein Sterben, war's Erlösung ( In Erinnerung an meinen Vater, gestorben am 9.Mai 1994 nach einem langen Weg)

Gruß
nicole
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