Forum für Angehörige UND Betroffene
Hallo lisa
ich kenne diese Gedanken, die Du wegen Deiner Schwester hast sehr sehr gut. Mir ging es vor ziemlich genau 5 Jahren ( 2.8.97 starb meine Schwester) ganz genauso.
Die letzten Gespräche kamen mir ins Gwedächtnis, das letzte Telefonat - wo ich so gerne gesagt hätte, wie lieb ich sie habe. Und es einfach nicht über die Lippen gebracht habe.
wie oft bin ich dieses Telefonat durchgegangen, und habe immer und immer wieder versucht, diese Worte noch nachträglich dort einzubringen.
Es ging nicht. Sie selber konnte den Hörer schon nicht mehr halten und das Telefon war auf Lautsprecher. Ich konnte sie kaum noch verstehen. Und - diese Worte gingen einfach nicht über meine Lippen. Aber ich hatte es ihr schon mal gesagt, persönlich - als wir uns das letzte Mal sahen. 3 Monate vor ihrem Tod hatte mein Neffe Konfirmation. Da habe ich es ihr gesagt, da haben wir uns schon irgendwie voneinander verabschiedet. Obwohl wir immer bis zum Schluß gehofft hatten, aber gewußt haben wir beide es wohl schon zu dem Zeitpunkt.
Hab ich was falsch gemacht? Was falsches gesagt? ja - ganz gewiß. Denn wie oft sagt man vielleicht sogar etwas richtiges - aber genau zum falschen Zeitpunkt? Und umgekehrt gehts genauso.
wir sind alle Menschen - wir können nur voneinander lernen. Aber solche Situationen sind nun mal etwas ganz anderes. Man kann nicht lernen, wie man das am besten macht. Denn bei Jedem, dem man/frau im Laufe seines Lebens begleitet, ist das Umgehen anders.
Was meiner Schwester sicherlich geholfen hätte, wäre bei mir ganz verkehrt.
Meine Schwester war ein ganz anderer Mensch als ich - mit ganz anderen Bedürfnissen.
Es gibt kein Patentrezept für den Umgang mit Betroffenen; mit der Wertung Richtig oder Falsch.
Ich finde, der Wille und das einfach Dasein ist ne ganze Menge.
Und du bist da gewesen.
Ich weiß, das das jetzt blöd klingt. aber so ca. 4-5 MOnate nach dem Tod meiner Schwester habe ich von ihr geträumt. Ein sehr realistischer Traum. In diesem Traum hat sie mich dirthin geführt, wo sie jetzt ist.
Ich konnte nicht mit ihr sprechen...sie aber irgendwie hören. Es war so eine Art Glasscheibe zwischen uns - ich nenne sie mal, die Grenze zwischen dem "hier auf der Welt sein" - und eben dem " danach".
Ich konnte sie laut lachen hören. sie machte all das, was ihr in den letzten Jahren durch viele Schicksalsschläge ( auch schon vor ihrer Krankheit) einfach nicht mehr möglich gewesen ist. Sie jauchzte - sie lachte, sie sah mich - und sie lachte mich an. Sie war einfach glücklich, dort wo sie jetzt ist.
Mit diesem Traum konnte ich sie entgültig gehen lassen. Klar, ich bin immer wieder traurig, das sie so früh gehen musste.
Vor 2 Jahren erzählte ich meiner Nichte ( Tochter meiner Schwester - heute 18 Jahre alt) von meinem Traum. sie erzählte mir von einem fast ähnlichen Traum - fast zeitnah. so, als ob meine Schwester sich bei bestimmten Leuten danach einfach noch mal verabschiedet hat und damit sagen wollte: " Hey, hier gehts mir gut". Seit nicht mehr so traurig.
Mag sein, das es Hirngespinnste sind. Aber sie haben mir geholfen nicht in ein tiefes Loch zu fallen danach. Und ich denke auch heute oft an diesem Traum zurück.
Ich wünsche Dir, das Du etwas ähnliches erleben kannst.
tschüss
elisabeth
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