Forum für Angehörige UND Betroffene
Morgen Ihr Lieben,
stimmt, als meine Mutter damals starb, hatte ich auch von ihr geträumt. (Sehr realistisch!) Ich träumte, ich treff sie in der Strassenbahn an (was für ein "himmlischer" Ort!). Aber meine Mutter hatte mich angelächelt, mit mir geredet, und mich sogar in die Arme genommen (was sie sonst schon seit Jahren nicht mehr getan hatte). Es war ein sehr schöner Traum, denn ich wusste nun, dass alles gut war.
Aber genau so einen Traum hatte ich auch, als ich meinen Hauskater einschläfern lassen musste, (kurz vor meiner Krebsdiagnose). Bebbi - so hiess er - hatte sich neben mich hingelegt, und ich WUSSTE im Traum sogar, DASS es nur ein Traum ist, denn ich sagte zu Bebbi: "Das ist aber lieb, dass Du mich in meinem Traum noch einmal besuchen kommst!" Ich durfte ihn streicheln und noch einmal so richtig knuddeln, während er zufrieden geschnurrt hat. Auch da wusste ich, es war alles gut.
Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass solche Träume zur inneren Verarbeitung der Trauer nötig sind. Naja, wenn man es ganz sachlich betrachtet, hat das vielleicht schon was. Aber ist es nicht erstaunlich, dass diese Träume lediglich immer nur EINMAL kamen? Als wäre es erst da ein wirklich definitiver Abschied. Denn hinterher hatte ich nie wieder so geträumt, weder von meiner Mutter, noch von Bebbi. Also ist es wohl doch so eine Art kurze "Rückkehr" unserer Lieben. Ich betrachte es jetzt einfach mal so. Denn genau so wie Du sagst, Lisa, ... wir Menschen können nicht immer alles mit unserem Verstand erklären.
Wegen der Familien-Arbeits-Aufteilung wollte ich auch noch schnell was schreiben hier. Sicherlich ist die Frage nach Menschen und Situationen verschieden. Liebe Hedi, Du hast geschrieben, dass sowas bei Dir nicht gut gegangen wäre, und dass Du selber als Betroffene dabei auch hättest GEFRAGT werden wollen.
Das stimmt wohl, es ist aber jetzt die Sicht der Betroffenen selber. Denn WIR merken ja schnell mal, wer wirklich hilft und wer nicht. Das ist dann aber wieder was anderes.
Angenommen, Du hättest eine grosse Familie mit vielen Angehörigen. Was meinst Du, wie da wohl Differenzen entstehen? Sicherlich wäre es da sinnvoll, wenn sich wenigstens die nahe Familie zusammen setzen würde, um darüber zu sprechen, wie man am besten helfen könnte, und wer was machen kann. Der eine ist vielleicht bereit, das kranke Familienmitglied mit dem Auto zu den Terminen zu fahren. Der andere kann/will sich vielleicht um das Haustier des Betroffenen kümmern. Wieder ein anderer hat vielleicht Ideen, wie man dem Betroffenen eine Freude bereiten kann. Und nochmals ein anderer kann vielleicht besser recherchieren, oder helfen, Ärzte ausfindig zu machen. - Es gibt da viele Möglichkeiten.
Die Frage, WIE man mit dem Betroffenen umgeht, wie man ihm und seiner Seele helfen kann, ist dann aber wieder was anderes. Das ist nämlich der schwierigste Teil, weil ja auch die Angehörigen Mühe damit haben.
Wenn diese Mühe aber zu gross ist, dann zieht auch das eine das andere nach sich. Denn dann will man - vor lauter Mühe - vielleicht nicht mal das Auto hervor holen, um das kranke Familienmitglied zum Arzt zu fahren. Weil der Konflikt, mit dem Betroffenen SPRECHEN zu müssen, mit ihm UMGEHEN zu müssen, bereits DA ist.
Ah, daher denke ich, man sollte in einer Familie mal so "im Kleinen" anfangen, mit einer Aufgaben-Aufteilung. Weil dann ein "Rückzug" nicht mehr so schnell möglich ist. Auch wenn jemand der Angehörigen nicht klar kommt mit dem ganzen Thema, so hätte er doch wenigstens das Gefühl, etwas GETAN zu haben, geholfen zu haben.
Natürlich können auch hier neue Differenzen entstehen, denn dann könnten innerhalb der Familie Vorwürfe kommen wie: "Was willst Du eigentlich, ich fahre sie/ihn ja jede Woche mit dem Auto zum Arzt!" Hier wäre also die gegenseitige Akzeptanz aller Familienmitglieder gefragt. - Aber genau dazu brauchte es ein "Zusammensitzen" und Gespräche. Was leider nicht alle Familien so tun.
Wir als Betroffene merken ja diese Differenzen schnell mal. Und dann "wählen" wir automatisch aus, wen wir um uns haben möchten und wen nicht. Natürlich müsste die Familie auch mit uns sprechen. Aber wäre es dann so neben den Schuhen, wenn die Familie uns sagen könnte:
"Pass auf, wir haben uns geeinigt, wer was in der Familie für Dich machen kann. Die Anna kann Dich jede Woche zum Arzt fahren, so wäre es für Dich einfacher. Deine Mutter besorgt Dir hin und wieder eine Überraschung! Papa sucht im Internet nach Heilmethoden und bringt Dir dann ein paar Ausdrucke mit, dann könnt Ihr darüber sprechen. Wir wechseln uns übrigens so und so ab, um Dich zu besuchen, ja? Und unser Nesthäckchen Sophie will ganz viele Bilder für Dich malen. - Bist Du damit einverstanden?"
Ah, klingt echt schön, so eine heile Familienwelt, gell?
Nun, all die übrigen Angehörigen, Freunde und Bekannte, sind ja aber auch noch da. Die kann man dann aber kaum in die "nahe" Familie mit hinein beziehen für solche Pläne. (Naja, man kann es ja auch versuchen?) Es gibt eben das eine und das andere. Aber wenn wenigstens die eigene Familie sich zusammen täte, miteinander spricht, ... dann wäre in vielen Fällen wahrscheinlich schon sehr viel getan.
Und natürlich muss vorher mit dem Betroffenen auch abgeklärt werden, WIE man helfen kann. FRAGEN stellen. Ganz einfach. Der Betroffene weiss meist am besten, was er braucht.
(Es sei denn, er ist in einer "tiefen" Phase und ist der Meinung, dass ihm NIEMAND helfen kann. Hier sollten Angehörige vielleicht ein bisschen geduldig sein und später wieder fragen. Oder wenigstens anbieten, dass sie jederzeit für ihn da sind, wenn er sie braucht.)
Tja. Ich staune selber über mich, weil ich hier offenbar doch so langsam mit "Gebrauchsanweisungen" liebäugle! Aber so "steif" meine ich es gar nicht. Es sind einfach Ideen. Ich glaube, Ihr wisst schon, wie ich es meine, oder?
Dicke Umarmung und liebe Grüssli an Euch alle
von Brigitte
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