Jetzt bist du nicht mehr da!
Liebes Binchen,
Was weiß ich schon - aber eines glaube ich ganz fest, so wie meine Eltern mich sehen, so sieht Dich Dein Papa, liebes Binchen. Als meine Mama und ich einen Monat auf ihren Tod warteten, sagte ich zu ihr, ach Mama, ich hab dich so schrecklich gerne und sie sagte, ich dich auch, und das bleibt auch immer so, daran wird sich nie etwas ändern, das mußt du dir merken.
Sie ist jetzt fünf Jahre tot, der Schmerz ist linder, der Verlust bleibt. Als in den ersten Jahren die Trauer, der Verlust, die Sehnsucht kaum zum Aushalten war, da dachte ich manchmal, ich muß locker lassen, vielleicht tut ihr das nicht gut, dann dachte ich wieder, wer weiß das schon wirklich, vielleicht ist es erst gut wenn ich einen See voll Tränen geweint habe. Aber in Wirklichkeit wußte ich natürlich immer, daß ihr mein Schmerz auch weh tut.
Manchmal hat es mir geholfen ein Bild von ihr auf mein Herz zu legen. Manchmal hilft mir noch heute laut MAMA zu sagen.
Du hast ein Kind. Wenn Du es in den Arm nimmst, dann nimmst Du auch ein wenig Deinen Papa in den Arm. Denn etwas ist von ihm in ihr, wenn sie auch eine ganz eigenständige Persönlichkeit ist.
Es hilft mir ihren guten Eigenschaften weiter Leben zu verleihen. So wie sie, versuche ich alles was ich mache, sei es einem Menschen zuzuhören, einen Kuchen
zu backen, die Wäsche zu bügeln, einen Brief zu schreiben, es mit Achtung und Aufmerksamkeit zu tun. Ich will einfach so sein, daß sie mit Freude auf mich blickt und es fällt mir auch nicht schwer.
Man muß der Trauer die Zeit geben, die sie benötigt. Viel Nähe, viel Liebe bedeutet dann auch viel Trauer.Eines bedingt das andere. Aber man sollte sich seine Trauer auch hin und wieder ansehen. Irgendwann konnte ich für mich sagen, die Liebe ist ja da für immer, ihre und meine, die Sehnsucht wird bleiben.
Alles Liebe,Binchen
Briele
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