AW: Veränderung nach Krebs – emotionale Distanz nach der Erkrankung
Hallo Monika,
vielen Dank für deine mitfühlende Nachricht – und auch dafür, dass du deine eigenen Erfahrungen hier teilst.
Du hast gefragt, ob wir psychoonkologische Hilfe in Anspruch genommen haben: Bei der ersten Erkrankung meiner Frau gab es tatsächlich ein Angebot der Klinik. Aber sie war nie besonders offen für solche Gespräche. Ihre Haltung war eher: „Ich muss da alleine durch.“ Auch nach der zweiten Reha blieb das so. Ich habe damals gespürt, dass ich sie emotional kaum noch erreiche – sie hat vieles mit sich selbst ausgemacht, ohne jemanden wirklich an sich heranzulassen.
Mit der Zeit wurde ihr Rückzug immer spürbarer, und schließlich kam es zur Trennung. Heute lebt sie mit einem neuen Partner zusammen, der ebenfalls an Brustkrebs erkrankt war. Unsere Tochter Leonie lebt unter der Woche bei mir. Am Wochenende ist sie meistens bei ihrer Mutter – sofern diese sich Zeit für sie nimmt. Denn Leonie kommt mit dem neuen Partner nicht besonders gut klar, und dadurch entsteht oft ein emotionaler Spagat für sie. Das ist für mich als Vater nicht leicht mitanzusehen.
Ich habe mir oft Gedanken gemacht, ob eine begleitende Therapie, auch für uns als Familie, vielleicht hätte helfen können, diesen Prozess besser zu verstehen oder aufzufangen. Aber wie du selbst sagst: Es braucht die Bereitschaft dafür. Und die war bei meiner Frau leider nicht gegeben.
Ich finde es stark, dass du dir selbst Hilfe gesucht hast – und dass dein Mann mit einbezogen war. Das ist sicher kein einfacher Weg, aber ein wertvoller. Danke, dass du das hier so offen teilst.
Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft – besonders für die Kontrolluntersuchungen – und danke dir nochmals für deine warmen Worte.
Liebe Grüße
Jörg
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