Sterben , jeden Tag ein bißchen mehr
...ich denke,es war richtig, was Du geasgt hast. Du musst es aber auch glauben und dazu stehen. Wenn mein Vater (63) jetzt sterben würde, dann wäre es in Ordnung. Es wäre vorbei und er würde sich nicht quälen müssen..., wer weiß schon, was diese Krankheit(en) noch bringen. Aber ich glaube auch, dass es für ihn noch nicht soweit ist. So lange er noch will, mitmacht, so lange ist es in Ordnung und wir halten es zusammen aus und durch.
Weisst Du, es ist alles gesagt und alles ist ganz klar, mein Vater weiss, dass wir ihn lieben, dass er sich auf uns verlassen kann, dass er nicht alleine ist.
Zugegeben, meine Mutter hat es sehr, sehr schwer. Ich versuche zu helfen,rede jeden Abend mit ihr am Telefon, aber eigentlich ist sie doch allein...
Ich wohne in Berlin und versuche jedes Wochenenende nach Hause zu meinen Eltern zu fahren, das sind ca. 180km. Aber auch wenn ich körperlich anwesend bin, ich kann nichts tun, ausser die Randbedingungen ein wenig zu verbessern.
Und das hab ich auch so gut es geht getan und tu es weiter.
Ich hab mich zusammen mit meiner Mutter mit den Ärzten und der Krankenkasse auseinandergesetzt, inzwischen sind wir ein gutes Team, aber- mein Vater macht mit.
Ich weiss nicht was er denkt, er kann ja nichts sagen, manchmal gibt es sogar noch schöne Augenblicke, die muss man nehmen, wenn sie kommen.
Dieses auf und ab macht mich aber auch fertig, manchmal sehr... Erst letzte Woche habe ich in Traueranzeigen nach passenden Sprüchen nachgeschaut, habe nach Musik gesucht die man "dann" spielen kann, dann, wenn er die Tür geschlossen hat.
Ich versuche nicht zu verdrängen und jeden Tag so zu nehmen, wie er ist.
Und ich bin nicht alleine, alle Leute im Büro kennen die Geschichte, viele Bekannte und Freunde. Ich versuche dem Ganzen die Gewalt zu nehmen, indem ich darüber spreche, mich informiere und das Tabu breche über KREBS nicht zu reden.
Ich hatte oft das Gefühl, dass die Erkrankten meinen sie tagen einen Makel in sich, so ist es nicht, es ist eine Krankheit und der muss man sich stellen.
Mein Vater hat sich dieser Krankheit gestellt, ich tu es auch, denn es ist das Einzige, was man machen kann.
Wenn dieser Brief auch etwas ohne Zusammenhang erscheint, ich bin emotional ziemlich dicht dran, dann verzeih.
Nimm die Krankheit Deines Vaters an, sei ehrlich zu deinem Vater und zu DIR...
Bis bald, Dirk (...ich bin 36, nur zur Info!!!)
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