Waltonsvilla
Liebe Anna,
eigentlich schmeiß ich alles gleich weg. Aber an schlechten Tagen les ich die Adresse und mir knallt da irgendwas in den Kopf. Ich geh jeden abend noch in Mutters Wohnung, als ob sie noch leben würde. Ich sag zu meinem Mann, ich schau mir die Soaps an, die ich mit Muttter immer angesehen hab. Aber ich schau sie mir nicht mehr an, ich tiger durch die Wohnung. Erfühl und ertaste. Es ist über ein halbes Jahr her, seit Mutter gestorben ist, aber ich seh sie in jeder Ecke, in jedem Winkel. Ich hab das Gefühl, mit ihr reden zu müssen. Es wird noch dauern, bis in meinem Kopf dann wieder eine Art Ruhe einkehrt. Ich weiß nicht, bei meinem Vater hab ich das wohl schneller "überstanden", aber da war eben noch die Mutter da und jetzt komm ich mir trotz Ehemann vor, als ob ich Robinson Crusoe wäre und auf Freitag warten würde.
Ich denke, ich brauch noch eine ganze Weile, bis alles einigermaßen verdaut ist.
Aber es wird schon. Ich neig zu Durchhängern, kann aber auch wieder zur Hochform starten. Apropo Hochform, Zipfelchen ist jetzt über den Daumen gerechnet wohl fast ein Jahr alt. Und der kommt natürlich auch aufs Schiff :-). Der Wecker wird eben durch die Vögel ersetzt!
Ganz liebe Grüße
Christa J.
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