Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 03.06.2005, 08:47
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Brustkrebs, Baustellenstop auf der Lebensfahrt?

Hallo Opti-Ruth,
ich kann Dir nur zustimen. Auch ich habe meine Erkrankung als einen Stein auf meinem Lebensweg betachtet. Eigentlich tue ich es auch heute noch.Als ich damals die Chemos bekommen habe und es ging mir zeitweise nicht so toll,habe ich mich immer an eine Bergwanderung erinnert.Vor vielen,vielen Jahren habe ich mit meinem Mann eine Wanderung in Österreich gemacht. Wir wollten zu einer Hütte.Der Weg war mit ca 3 Stunden angegeben. Das haben wir Flachlandtiroler natürlich nicht geschafft. Der Weg war sehr beschwerlich und es ging immer bergauf (klar in den Bergen).Oft wollte ich damals umkehren.Ich habe geheult und geflucht (ist zwar nicht ganz lady like-aber was solls).
Irgendwann,nach vielen Stunden,sahen wir dann unser Ziel. Nach der nächsten Biegung war es wieder verschwunden .Aber irgendwann kamen wir dan doch oben an. Und die Aussicht hat uns dann für die ganzen Strapazen entschädigt. Der Himmel strahlte in einem wunderschönen blau und im kristallklaren Bergsee spiegelten sich die schroffen Felsen.An dieses Bild erinnere ich mich noch heute. Und es zeigt mir,was ich alles schaffen kann.
Natürlich gab es auch weniger schöne Sachen. Zum Beispiel haben sich Menschen .die sich als unsere Freunde bezeichnet haben,sich vollkommen zurück gezogen .Sie kamen mit mir und meiner Krankheit nicht zurecht. Dafür habe ich neue Menschen kennengelernt. Die mit mir zusammen gelacht und geweint haben.
Ich habe mir damals vorgenommen intensiver zu leben und versuche auch meiner Krankheit etwas positives abzugewinnen.
Ohne meine Familie (meinen Mann und die Kinder) und unsere wirklichen Freunde,hätte ich es vermutlich nicht geschafft.
So habe ich damals in jedes freie Fleckchen Garten Blumen gespflanzt.Denn Blumen bedeuten für mich LEBEN.Ich habe immer Pläne gemacht und mache sich auch noch heute. Was ich jetzt nicht in die Tat umsetzen kann,wird halt nur verschoben auf später.
Die Krankheit hatte damals bei mir einen Platz in der ersten Reihe.Inzwischen ist sie ganz weit nach hinten verbannt.Manchmal will sie sich noch in den Vordergrund drängen
aber das lasse ich nicht zu. Ich will nicht das sie mich beherrscht.Das Leben ist einfach zu schön.Und ich habe nicht vor mich von ihr beherrschen zu lassen. Ich will den Rest meines Lebens genießen. Die Dinge tun die mir Spass und Freude machen.
Oft sitze ich mit meiner Familie im Garten und sehe Sachen und Dinge die vielleicht früher in der ganzen Hektik des Alltags übersehen wurden.Ich freue mich wenn meine Blumen blühen,meine Kinder mal eine super Note nach Hause bringen in eiem Fach das sie so gar nicht mögen (aber das tut vermutlich jede Mutter),ich freue mich das meine Freundin die ich jahrelang aus den Augen verloren habe mich anruft usw. usw. .
Alles Dinge die ich früher vielleicht nicht so wahrgenommen habe weil sie einfach zu selbstverständlich waren.
Kurz gesagt ich bin viel zufriedener geworden.
Das einzige was ich vielleicht noch lernen muss ist:einfach mal öfters NEIN zu sagen.Aber das kommt auch noch.
In diesem Sinne wünsche ich allen einen wunderschönen Tag.
Liebe Grüsse
Elli
Mit Zitat antworten