Russisch Roulette.......
Liebe Saphir,
das sind traurige Nachrichten, da weiß ich gar nicht was ich sagen soll. Ich habe oft an Euch gedacht, mit viel Hoffnung und guten Wünschen in Eure Richtung, daß Mamas Zustand so bleibt wie Du ihn Mitte Juni beschrieben hast, und womöglich noch besser wird.
Die Begleitung, das Aushalten, neben und mit einem Menschen den man liebt, der ernsthaft und gefährlich erkrankt ist, daß ist eine riesige Herausforderung und eine extreme Belastung. Ich glaube nicht, daß es einen Menschen gibt, der alle Verpflichtungen einwandfrei hinbekommt. Wie könnte man das auch?
"IS" hat Dir eine Möglichkeit angezeigt, ich möchte das nicht wiederholen, aber was sie schreibt wäre auch mein Rat, mein Beitrag.
In den Jahren der Erkrankung meiner Eltern ist das, was ich mir beruflich (aufgebaut klingt zu bombastisch) was in meiner selbständigen Tätigkeit da war, so ziemlich den Bach hinunter gegangen. Das war vielleicht schade, aber nicht bedrohlich, weil ich erstens älter bin und zweitens anderwärtig abgesichert.
Es war für mich ziemlich leicht mich immer für meine Eltern frei zu machen, für sie da zu sein.
Aber diese Möglichkeit hat nicht jeder. Es sind schwierige Zeiten heutzutage und man muß vorsichtig sein.
Ich kann Dir nur schreiben, sozusagen bestätigen, was Du ohnehin weißt. Deine Mama wird Dich brauchen, Du wirst für sie da sein, es wird Dich seelisch, geistig und auch körperlich fordern, aber Du wirst es tun, weil Du sie liebst und weil Du sonst nicht wirklich gut weiterleben kannst.
Wir können hier natürlich nicht wissen wie es mit Deinem Beruf, Deinem Studium ist. Ob Du da ein paar Gänge zurück schalten kannst, einen verständnisvollen Chef hast. Ich schreibe lang herum was IS umfassend in ein paar Sätzen gesagt hat.
Wir leben in einer Zeit, in der junge Leute unter großem Druck stehen was die Ausbildung und den Beruf betreffen. Wenn ich nur den Faktur "Zeit" nehme, es nur darum ginge, daß Du anderes hinten anstellst um Zeit für Deine Mama zu haben, würde ich sagen, lass alles andere sausen.
Ich weiß nicht wie die Prognosen für Deine Mama sind, genau wird es keiner wissen. Du weißt, ich wünsche Euch von Herzen, daß sie noch lange bei Euch ist, aber wenn sie nicht mehr lange hat? In der Summe Deines hoffentlich langen und guten Leben wäre dann diese, mit Mama verbrachte Zeit, wahrscheinlich eine der wichtigsten, intensivst gelebtesten.
Für die Klausur am Freitag drücken wir hier die Daumen bis sie blau sind, denken ganz fest an Dich, vielleicht kommt noch Hilfe von anderswo, ein bißchen Glück noch, und wenn Du dann schreibst es ging gut, dann wollen wir nicht behaupten, daß Du das nur uns und unseren blauen Daumen verdanken kannst.
Was wird getan damit Mamas Schmerzen gelindert werden?
Liebe Saphir, ich drück Dich und ich denke Alina wird bald zu Dir eilen.
Alles Gute
Briele
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