Lieber Gast(2),
das sind eine Menge von Fragen, ich versuche Sie nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten.
ad 1) Gerade das kleinzellige Lungenkarzinom (SCLC)spricht sehr schnell auf Zytostatika an, da es ein besonders schnell wachsender Tumor ist, und Zytostatika besonders gegen schnell wachsende Zellen etwas ausrichten können. Nun ist es aber so, dass schnell wachsende Tumorzellen sich auch besonders gut wehren können gegen solche Gifte, wie Zytostatika, das sie durch Mutationen versuchen Resistenzen gegen das spezifische Zytostatikum auszubilden. Und die Resistenzentwicklung beim SCLC ist sehr hoch, so dass es häufig zu einem Rezidiv kommt. Man versucht das Phänomen durch gleichzeitige Gabe von mehreren Zytostatika mit unterschiedlichen Wirkmechanismen in den Griff zu bekommen, doch auch hier kommt es zu Resistenzentwicklungen bis hin zu der sog. Multi drug resitance (MDR), wo dann die Tumorzelle jeglichem Zytostatikum ausweichen kann. Das sind Mechanismen, wo Gifte aktiv aus der Zelle mit Hilfe einer "Pumpe" immer wieder herauskatapultiert werden, so dass sie der Tumorzelle nichts anhaben kann. Also im gewissen Sinne handelt die Tumorzelle intelligent, denn sie möchte natürlich nicht umgebracht werden.
ad 2) Ich halte von begleitender biologischer Therapie sehr viel, da sie die Zytostase unterstützen kann und Nebenwirkungen der Chemotherapie herabsetzten kann.Infos siehe
www.biokrebs.de .
ad3) Es gibt Studien zu der Kombination Cisplatin/Irinotecan, die vielversprechend sind, aber es gibt dafür noch keine Zulassung.
ad4) Topotecan ist z.B. in den USA für die 2.line Behandlung des SCLCs zugelassen und es gibt eine Reihe von positiven Studien auch in der 1.line, also als Erstbehandlung in Kombination mit Cisplatin.
Docetaxel (Taxotere) ist Gegenstand von Studien, Ergebnisse sind mir nicht bekannt.
ad5) Tarceva ist nur beim NSCLC untersucht worden, es gibt keine Daten zum SCLC.
ad6) Iscador (Mistel)-Therapie wirkt sich anscheinend positiv auf den Allgemeinzustand aus. Ob Mistel auch zum Schrumpfen des Tumors führt, ist umstritten.
ad7) Soviel ich weiß, gibt es keine Untersuchungen zu Gefitinib (Iressa)und SCLC, aber allgemein kann ich sagen, dass die Hoffnungen, die man in Iressa hatte sich nicht so bestätigt. Es ist zugelassen beim fortgeschrittenen oder metastasierten NSCLC, wenn zuvor eine cisplatinbasierte Chemotherapie erfolgt war. Man kann Iressa nicht mit Chemotherapie kombinieren, das führt zu keiner Verbesserung.
ZU aav2: Die Daten sind hoffnungsvoll, aber es ist noch viel zu früh, über die Virustherapie zu sprechen, es scheint bei Gebährmutterhalskrebs zu wirken, da es mit den Papillom-Viren (die eine Ursache für den Krebs sein kann) interagieren. Zur Info siehe
http://www.wissenschaft.de/wissen/news/254500.html
Alles Gute für Ihre Mutter!
Thomas Gronau