AW: Unsere Geschichte
Lieber Michael - aus Eigenfahrung kann ich ja nicht reden, da ich mir eigentlich nur Rat hier im Forum geholt habe, aber eben nun auch Eure Geschichte gelesen haben. Und wollte mich dazu als Nicht-Betroffener schon gar nicht äussern. Da aber das Thema Psyche angesprochen wurde, möchte ich hier einige Beispiele aus meinem Umfeld nennen, die hoffentlich Mut machen.
- Ein Ex-Freund aus meiner Jugend bekam mit 24 Jahren Leukämie. Also keine <Kinderleukämie> mehr, die Prognosen katastrophal. Chemos in allen Varianten. Progose mehrerer Aerzte: höchstens ein halbes Jahr! Keine Hoffnung in irgendeiner Form mehr, es tut uns leid....
Er sagt heute, nach über 14 Jahren Genesung ohne jegliche Rückfälle wortwörtlich: Als ich anfing, meine Krankheit zu akzeptieren, fing ich an gesund zu werden.
Damit meinte er nicht, sich aufzugeben, aber auch nicht extrem dagegen zu kämpfen, sondern einfach zu akzeptieren. Betroffene können dass vielleicht besser interpretieren wie ich, was ich mir auch nicht anmasse. Er hat damals übrigens darauf bestanden, die Chemos nicht stationär durchführen zu lassen und nicht im Krankenhaus längere Zeit zu bleiben, egal wie sterbenselend es im ging. Er sagte immer: Wenn ich in der Klinik bleibe, fühle ich mich noch kränker. Wenn ich trotz schlimmster Nebenwirkungen wieder nachhause gehe, fühle ich mich zurück im Leben. Und das gibt mir Kraft.
Wie er dieses Wunder geschafft hat, weiss ich bis heute nicht. Aber er hat. Und bestimmt hat die Psyche auch ihre kleinen Wunder dazu beigetragen.
-<Fall zwei>: Meine Grossmutter, von der ich übrigens leider die gleiche Anfälligkeit geerbt habe, hatte das erste Mal mit 36 Jahren Eierstockkrebs mit nicht sehr guten Prognosen. Aber sie hat weitergelebt und damals gab es noch nicht die Behandlungsmethoden, die man heute kennt. Es hiess: geheilt.
Mit 58 Jahren bekam sie wieder Eierstockkrebs und noch schlimmer: Die Aerzte wollten sie operieren, machten aber alles gleich wieder zu. Es hiess: ALLES im Bauch verkrebst, Wasser auf der Lunge etc. Prognose: Drei Wochen bis drei Monate.
Meine Grossmutter, die lange nur Hausfrau war, begann plötzlich wieder Teilzeit auf einer Bank zu arbeiten und - ob das gut oder schlecht ist kann und will ich nicht beurteilen- verdrängte ihre Krankheit wohl buchstäblich, so im Stil, alles ist gut, mir geht es gut.
Sie hat noch gute acht Jahre gelebt. Im Vergleich zu der Prognose von höchstens drei Monaten ist das toll und wurde 66 Jahre alt.
Ich kann mich in niemanden von Euch hineinfühlen, da ich selbst nicht betroffen bin, hoffe aber,dass Euch diese Beispiele, die ich aus nächster Nähe erlebt habe, Mut geben!
Alles Liebe & Gute!
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