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Alt 10.11.2005, 20:20
UlrikeH UlrikeH ist offline
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Standard AW: mein papa ,ein tapferer mensch

Liebe Sudi!

Ich nehme Dich mal virtuell ganz vorsichtig in die Arme. Es tut mir leid, dass Dein Papa nicht mehr lebt. Das Du ihn sehr vermisst, ist nur zu natürlich. Es ist auch noch nicht lange her, man gerade etwas über ein halbes Jahr und das ist für die Trauer doch eher wenig.

Natürlich möchte ich Dir damit keine Angst machen, ich meine, was die Dauer angeht. Das ist sicher bei jedem verschieden. Aber es braucht seine Zeit, bis man mit dem "neuen" Leben zurecht kommt.

Mein Papa ist nächste Woche (am 17.) seit zwei Jahren nicht mehr hier. Mittlerweile kann ich sagen, dass ich damit umgehen kann. Mein Papa war zwar schon alt (88 Jahre), aber noch unheimlich fit. Bis ihn seine Krebserkrankung ungefähr die letzten 6 Wochen doch ziemlich in die Knie gezwungen hat. Ich hätte mir für ihn einen "schöneren" Abgang gewünscht.
Weisst Du, ich hab schon Jahre vorher bei vielen Anlässen/Situationen gedacht, ist es vielleicht das letzte Mal, dass..... Habe angenommen, mich darauf vorbereiten zu können. Aber das geht nicht, ich bin genauso in ein Loch gefallen wie andere auch.
Geholfen hat es mir, mich hier auszutauschen. Natürlich hab ich auch mit meinem Mann und meinen Kindern über meine Traurigkeit gesprochen. Und viel auch mit meiner Schwester, aber sie betrifft es ja genauso. Unsere Mama hat, wohl bedingt durch ihre Demenz, kaum etwas gesagt und ganz wenig geweint. Zumindest hab ich es wenig mitbekommen.
Ich habe auch einige Bücher gelesen, von Elisabeth Kübler-Ross und Moody z.B. Da geht es um Nahtoderlebnisse usw. Fand ich sehr interessant, zumal ich auch daran glaube, das irgendwas von uns bleibt und durch die Erzählungen aus den Büchern fand ich "meinen Glauben" bestätigt.

Nimm Dir Zeit zum Trauern, weine, wenn Dir zum Weinen ist und lache, wenn Du Dich an freudige Erlebnisse erinnerst. Lass Dich nicht von Äußerungen wie "es ist doch schon so lange her, jetzt muss es aber gut sein" drängen. Ignorier die Leute, lauf ihnen nicht hinterher. Oft findet man durch den Verlust neue Bekanntschaften, die zu einem stehen, wenn man traurig ist. Du wirst sehen, auch Du kannst irgendwann ein Bild von Deinem Papa anschauen, ohne das die Augen feucht werden.

Liebe Grüße, Ulrike

P.S. Hoffentlich schreckt Dich mein Roman nicht vom Lesen ab!
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