Asbestose
Liebe Mitbetroffene,
ich wende mich an dieses Forum in der Hoffnung, auf diesem Wege mehr zu erfahren und der Krankheit nicht untätig zuschauen zu müssen.
Mein Vater ist 69 und erfreute sich bis März 2002 bester Gesundheit. Er rauchte nie, trank nicht, machte Sport und war viel an der frischen Luft. Im März bemerkte er ein Rasseln in seiner Brust , dem wir zuerst nicht viel Bedeutung beigemessen haben. Als dann noch Schmerzen dazukamen und das Rasseln selbst beim ruhigen Atmen da war, ist er zum Arzt gegangen. Das Röntgen und die CT haben ergeben, daß er einen Pleuraerguß rechts besitzt. Dies war ein großer Schock für uns, da seine Schwester vor kurzem an Krebs mit Wasseransammlung im Bauch verstorben ist. Natürlich habe ich gleich das ganze Internet durchforstet und dort den Hinweis auf Rippenfellkrebs mit sehr ähnlichen Symptomen gefunden.
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was das für uns bedeutete, zudem diese Krebsart unheilbar ist und die Lebenserwartung nicht über 1,8 Jahre hinausgeht.
Mein Vater wurde daraufhin in die Spezialklinik in HH Großhansdorf eingewiesen. Dort wurde die Flüssigkeit punktiert ( 0,8 l ) und ein Eingriff vorgenommen, bei dem ein Schlauch zwischen Lunge und Rippenfell eingeführt wird. Man hat das Rippenfell untersucht und Gewebeproben entnommen.
Bei der Untersuchung hat man festgestellt, daß das Rippenfell Vernarbungen und (ähnlich) Entzündunsstellen aufweist. Die Lunge selbst ist gesund. Die Ärzte konnten einen bösartigen Tumor ausschließen, sagten aber, daß alles auf eine Asbestose hinweist. Dies wäre sehr wahrscheinlich, da mein Vater vor ca. 30 Jahren in der Schiffswerft mit Asbest gearbeitet hatte.
Der pathologische Befund hat folgendes ergeben ( für die Fachpersonen ):
Makroskopie:
1. E-Nr. 14061: PE Vorderwand-Spitze
2. E-Nr. 14062: PE Hinterwand
Mikroskopie:
Zu 1. In zahlreichen Stufenschnitten schwielig verbreitertes Pleuragewebe mit geschwollenen Fibroblasten und Kapillaren. Kein Nachweis von Entzündungszellen oder Siderophagen. Vereinzelte Eisenpigmentablagerungen. Mesothelproliferate oder atypische Epithelverbände liegen nicht vor.
Zu2. In zahlreichen Stufenschnitten schwielig verbreitertes Pleuragewebe mit flechtwerkartig angeordneten Kollagenfaserbündeln. Kein Nachweis von Entzündungszellen, Eisenpigmentablagerungen oder Asbestkörperchen. Mesothel- oder atypische Epithelproliferate liegen nicht vor.
Zusammenfassende kritische Beurteilung:
1. und 2. Entzündungs- und tumorfreies Pleuraschwielengewebe aus der Vorder- und Hinterwand der rechten Thoraxwandung. Kein Nachweis von Asbestkörperchen oder atypischen Mesothel- oder Epithelproliferaten. Falls man andere Ursachen ausschließen kann, können die Pleuraveränderungen durchaus asbestassoziiert sein.
Der brennende Schmerz in der Brustgegend nach dem Eingriff ist jetzt zwar verschwunden, aber nun ist ein starker Schmerz rechts ( mehr seitlich ) zwischen den Rippen aufgetaucht, der meinen Papa in der Nacht sehr zu schaffen macht. Der Schmerz wird etwas besser, wenn er sich auf den Bauch legt. Schlafen ist jedoch fast ausgeschlossen. Die Schmerztabletten hat er abgesetzt, da er Angst vor den vielen Nebenwirkungen hat.
Leider scheint es keine Behandlungsmethode zu geben, die meinem Vater helfen kann. Die Ärzte sagen, ein chirurgischer Eingriff ( z.B. Abschälen des Rippenfells ) sei nicht möglich. Über den Verlauf der Krankheit können sie nichts sagen, da dies sehr individuell ist. Bei dem einen ist es schlimm, ein anderer Patient lebt jedoch bereits 10 Jahre mit dieser Krankheit. Mein Vater bekam eine Zeit lang spezielle Massagen und geht regelmäßig viel an die frische Luft und versucht, seine Lungen zu „dehnen“ damit das Narbengewebe nach Möglichkeit flexibel bleibt.
Zwei Monate nach dem Eingriff in der Klinik Großhansdorf wurden erneut 0,5 l Flüssigkeit abpunktiert ( mit der Nadel ).
Das Schlimme ist, das man (angeblich) nichts tun kann. Vielleicht hat jemand von Euch ähnliche Erfahrungen gemacht und kann darüber berichten.
Da ich schon sehr viel im Internet gelesen habe, habe ich überlegt, ob es vielleicht Pleuritis oder ein anderer ähnlicher Entzündungszustand sein kann, den man u.U. mit Antibiotika behandeln könnte. Aber dann hätten bei der Gewebeprobe doch Entzündungszellen gefunden werden müssen, oder ?
Ich würde mir nie verzeihen, wenn es doch eine andere Ursache für die Krankheit gibt und wir nur aus Unwissenheit nichts getan haben...
Ich bin für jeden Hinweis dankbar, der uns bei der Behandlung ( soweit möglich ) helfen kann.
Bitte schreibt auch, wenn Ihr mit einem ähnlichen Krankheitsverlauf in Berührung gekommen seid.
Einerseits kann man sagen, Glück im Unglück, daß keine bösartigen Zellen festgestellt wurden, andererseits zehrt eine so ausweglose Situation und die Unsicherheit sehr an unseren Nerven.
Sorry für diesen „Roman“ ,aber ich hoffe, man kann anhand einer möglichst exakten Schilderung vielleicht mehr zu dem Thema sagen.
Vielen Dank schon mal im Voraus !
Liebe Grüße und alles Gute
Karomaus
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