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Alt 27.11.2005, 18:31
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Von der Seele schreiben!!

Liebe Daniela, lieber Mario,

danke für Eure lieben „Briefe“, guten Wünsche und es war wirklich schön wieder von Dir zu hören, liebe Dani. Ich glaube es ist ganz normal, daß man einmal mit Leichtigkeit schreibt, dann fällt es schwerer und manchmal kann man es gar nicht.

Gestern bin ich am späten Nachmittag noch einmal in die nahe gelegene Geschäftsstraße gegangen, ich wollte noch ein paar Tannenzweige. Als ich so entlang ging kamen mir einige Leute mit Zweigen und Kränzen entgegen, wenn ich in die erleuchteten Häuser blickte, sah ich zum Teil schon die Dekorationen, zum Teil Leute die damit beschäftigt waren. Die Auslagen sind ohnehin seit Wochen auf Weihnachten ausgerichtet. Wir haben sogar ein wenig Schnee.

Von einem Atemzug zum anderen war in mir die Erinnerung wie es für mich vor sechs Jahren war. Und zugleich wartIhr mir sehr präsent. Damals um diese Zeit war Mama gerade zwei Monate tot und wenn ich auch nicht pausenlos weinte, so war in mir ein stetes Weinen. Die Weihnachtszeit, die ohnehin mit vielen Erinnerungen an die Kindheit verbunden ist, und damit an Mama, Töne, Düfte, einfach alles mündete in grenzenlose Sehnsucht. Nach Mama, nach der Vergangenheit.

Werner hatte es damals auch nicht leicht mit mir. Er war bemüht, ich tat ihm schrecklich leid, aber er stand diesem wilden Schmerz hilf- und ratlos gegenüber.
Aus Weihnachten hat er sich nie so viel gemacht, daher war es für ihn kein Problem, daß ich diese Zeit weitgehend ignorierte. Das heißt, es gab keine Dekoration, mit Müh und Not verschickte ich ein paar Päckchen, ich schrieb keine Weihnachtsbriefe, ich machte einfach nichts. Ich fühlte mich dadurch weder besser noch schlechter und dachte für mich, das wird von nun an für immer so sein.

Nun steht für mich die sechste Weihnachtzeit ohne meine liebe Mama vor mir. Es gab dazwischen auch so richtig üppige, in denen alles zelebriert wurde und dann wieder andere.

Was ich sagen will: ich glaube, es ist alles richtig. Man sollte nur versuchen offen zu bleiben. Änderungen, Veränderungen als solche erkennen. Was heute stimmt ist morgen vielleicht anders. Für mich ist es in allen Lebensbereichen immer ganz gut ewesen „die Mitte zu suchen, sie zu finden“. In der Trauer heißt es für mich, mich einmal ganz hinzugeben und dann wieder auch ein wenig Disziplin aufzubringen. Eigentlich fühlt und weiß man ziemlich schnell wann, was angebracht ist.

Nun gibt es da nichts zu beschönigen, es ist klar, Weihnachten wird eine Gratwanderung für Euch sein. Alles andere wär ja auch irgendwie seltsam. Brigittes Enkelin Laura schubbst Euch nun etwas in Richtung Disziplin, d.h. es wird im Wesentlichen ein Weihnachtsfest geben so wie früher auch. Und das ist gut so. Wegen Laura.

Wenn ich mich vor gewissen Tagen – Ihr wisst schon – die Geburtstage, Weihnachten, usw. gefürchtet habe, dann hab ich mir gesagt: was soll passieren? Was kann im schlimmsten Fall sein? Ich werde traurig sein, ich werde weinen, ich werde vor Sehnsucht fast vergehen. Aber das kenn ich ja alles, das hab ich alles schon tausendmal durchlebt.

Es gibt Umstände, da sehnt man einen raschen Wechsel herbei und dann wieder andere, da möchte man, daß,bitte alles so bleibt wie es ist.
Ich denke öfter – wie wird es in einem Jahr sein? Und Werner sagt es manchmal. Keiner weiß was sein wird. So ist das halt.

Meine Lieben, ich wünsch Euch einen schönen ersten Adventsonntag.
Eure Tante Briele
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