AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken
Hallo ihr!
Habe durch meine Mutti, Sanne2, hier mal reingeschaut. Bin 19J alt und habe dasselbe durch gemacht wie ihr. Vor zwei Jahren im Sommer fing es mit meiner Oma, habe sie immer Ominka Moninka und sie mich Nadinka genannt, an. Sie hatte Lungenkrebs. Im Herbst desselben Jahres stellte man auch noch bei meinem Vater Krebs fest. Er hatte anfangs zwei OP´s und dann Bestrahlung. Später Chemo. Meine Mutter wusste teilweise überhaupt nicht, um wen sie sich zuerst kümmern sollte. Ihre Mutter oder ihr Mann. Dadurch kamen mein Bruder und ich manchmal ein bisschen zu kurz. Anfang letzten Jahres hatte mein Vater dann Chemo und musste sich natürlich ständig übergeben. Niemand durfte mehr mit nur einer einfachen Erkältung in die Wohnung. Meine Mutti hatte Nervenzusammenbrüche und flippte total aus. Alles drehte sich nur noch um Krankheiten und den Tod. Jedesmal wenn es zu Hause Stress gab, bin ich zu meinem damaligen Freund geflüchtet. Er meinte irgendwann zu mir, dass ich ihm nicht so viel von zu Hause und den Problemen erzählen sollte, weil es ihn selbst runterziehen würde... Andere Freunde laberten mich mit irgendwelchen Problemen, welche in meinen Augen nicht wirkliche Probleme waren, voll, wenn ich ihnen von meinem Vater und meiner Ominka erzählte. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass es niemanden interessierte, wie ich mich fühlte...
Mit 17J hatte ich meiner Mutter das erste Mal gesagt, dass ich ausziehen möchte. Ich hatte zwar extra einen Tag gewählt, an dem keine allzu niedergedrückte Stimmung war, aber trotzdem hatte meine Mutter es mir sehr übel genommen, dass ich einfach weg wollte, obwohl es der ganzen Familie schlecht ging... Es tat mir zwar sehr leid, dass ich meine Mutter und meinen Vater damit noch mehr verletzte, weil ich sie sozusagen alleine lassen wollte, aber trotzdem ging es nicht anders. Ich ging wirklich regelrecht kaputt. In meiner Ausbildung hatte ich teilweise schlechte Beurteilungen, meine Berufschulnoten sackten ab, ich war häufig übermüdet und total deprimiert. (Mein Fehler war allerdings, dass ich in der AUsbildung niemanden auf meine Probleme von zu Hause aufmerksam gemacht hatte). Ich dachte, dass ein AUszug von zu Hause die einzige Lösung wäre. Mit 18J bin ich dann auch ausgezogen und heute versteht mich meine Mutter auch. Vor allem seit dem Zeitpunkt, seit sie hier in dem Chat ist und auch von anderen Jugendlichen Beiträge gelesen hat...
Als meine Ominka dann im März letzten Jahres, 1 Tag nach ihrem 61. Geburtstag, starb, war es wirklich schlimm. Ich konnte es kaum glauben, weil ich sie immer als fröhliche, liebe und wirklich hübsche Oma in Erinnerung hatte, die mit mir sogar noch in Achterbahnen und zusammen im Urlaub war. Auf ihrer Beerdigung hatte mein Vater immer noch Chemo und es ging ihm nicht gut. Auf der Beerdigung der eigenen Mutter, musste meine Mutti sich also noch um meinen Vater kümmern.
Aber danach ging es langsam aufwärts. Im Sommer letzten Jahres, ging es meinem Vater sogar schon so gut, dass er, meine Mutter und mein Bruder nach Mallorca fliegen konnten!!
Nun ist das alles bereits über ein Jahr her und das Leben geht weiter. Ich habe auch lange gebraucht bis ich über alles hinweg war. Es war eine völlig neue, und auch schlimme, Erfahrung für mich. Ich dachte manchmal, dass ich nie mehr glücklich werden könnte. Aber heute geht es. Im September diesen Jahres ist mein Freund bei mir in die Wohnung eingezogen und mein Mitbewohner ausgezogen. Mit meinem Freund war ich vor drei Jahren zusammen und zwischendurch, wegen mir, ein Jahr auseinander. Ich muss sagen, dass er trotz der Trennung, der Einzige war, der immer zu mir gehalten hat und immer für mich da war! Wir sind wieder zusammen gekommen und wohnen nun glücklich zusammen.
Es hat sich also alles wieder zum Positiven gewendet und das wünsche ich euch auch!
Liebe Grüße
Nadine
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