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Alt 17.12.2005, 22:27
nordisch nordisch ist offline
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Standard AW: Thread für junge Angehörige von Krebskranken

Hallöchen oder eher guten Abend, ich hab den Thread gerade erst entdeckt, seltsam, dabei bin ich hier doch schon "so" lange..
Ich bin 19 und hab meinen Papa vor 3 Monaten "verloren". Ich finds gut, dass hier mal ein Thread für junge leute ist.
Ich selbst hab mir das total oft gewünscht, als es richtig schlimm war mit Papa.. Eigentlich waren es so ziemlich 5 Jahre und ich hab immer mehr das Gefühl das mir in den 5 Jahren irgendwie eine Menge verloren gegangen ist.. Stand mich mit den Problemen, die andere in dem alter hatten zu beschäftigen oder die auch zu haben, wurde ich eigentlich immer mit dem Tod konfrontiert. Es gab nicht das "normale Leben" zuhause. Es war ein hoffen, das es Papa mal gut geht. Das erstemal vor 5 Jahren Lungenkrebs, der erstemal um das Leben bangen, zuvor schon etliche Schlaganfälle, die Wege über die Straße ins Krankenhaus, das hoffen es bleibt nichts zurück. 2 Jahre nach der angeblichen Heilung wieder Krebs, wieder das bangen, wie "Heilung" 2 Jahre später wieder Krebs und das Ende. Papa war nie viel im Krankenhaus, eigentlich war er immer zuhause, was es uns nicht gerade leichter gemacht hat, man hatte angst nachhause zukommen.. Aber noch immer finde ich es gut das er die ganze Zeit über bei uns war, man hatte das Gefühl das man wenigstens ein bisschen was tun kann.. Am Ende war es harte Arbeit, die ganzen Sommerferien.. Hinsetzen, hinlegen, hinsetzen, hinlegen 6 Wochen lang und immer wieder die Gespräche.. "was wird denn dann aus den Bienen" "warum gucken hans und finn (meine Brüder) mich nicht mehr an?" Sätze auf die man nur schwer antworten konnte, eigentlich nur weinen wollte, aber nicht konnte.. Mir taten die Gespräche gut, das Wissen, das Papa keine Angst vor dem Sterben hat.
Meine Freunde.. mmh es gab einige die wirklich für mich da waren, als Papa noch gelebt hat, doch zu denen hab ich jetzt weniger Kontakt, wobei das sicher auch an mir liegt.. Aber die meisten haben es einfach ignoriert.. und so ist es jetzt auch noch, Tod - nee danke..
Manchmal hab ich echt das Gefühl, das is zu langsam damit klar komme, aber es sind erst 3. Monate!! Da werd ich jawohl noch über Papa reden dürfen, traurig sein und co..
Probleme anderer regen mich auf, ich kann mit keinem reden, aber alle kommen zu mir, mit diesen lächerlichen Problemen.. Wenn andere über ihre Väter reden, werd ich sauer, ohne das ich es will..
Ich hab nicht mal bei der Beerdigung von Papa geweint, ich konnte es nicht, bzw ich hab keinen Anlass dafür gesehen, es war doch so besser für Papa und warum sollt ich dann weinen.. Ich hab es ihm schließlich schon Wochen vorher gewünscht... Die Leute die alle da waren haben mich sauer gemacht, wochen/Monate haben sie sich nicht blicken lassen und dann und nun?
Die 5 Jahre über sind bei mir nur 2 Freundschaften durchgehend geblieben und denen bin ich auch verdammt dankbar.
In der Schule hab ich mich verschlechtert, allgemein bin ich nicht mir die alte..
Ach ich könnte so viel schreiben.. 5 Jahre sind ja ein nicht kleiner Zeitraum...
Aber...
Ach danke fürs lesen!