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Alt 24.12.2005, 09:52
Liz und Willy Liz und Willy ist offline
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Standard AW: Sterben , jeden Tag ein bißchen mehr

Meine liebe Jutta

Erstmal nehme ich dich einfach in den Arm, habe echt das Bedürfnis, dass wir beide uns einfach umarmen und den Tränen der Sorgen einfach mal freien lauf lassen. Du brauchst dieses Befreiung und ich auch.

Und nun versuche ich dir ein paar der 1001 Fragen die dir im Kopf rum schwirren und ein herz scher machen zu beantworten.

Die allgemeine Angst vor einer Lungenembolie ist grundsätzlich berechtigt, es ist eine schwere Komplikation – die aber auch in verschiedenen Schweregraden ablaufen kann. In einigen Fällen ist der Thrombus so gross und so ungünstig gelegen, dass innert Minuten es zum Tode führt – bitte nun kein Schock haben. In anderen. weit grösserer Anzahl der Fälle ist der Thrombus deutlich kleiner und steckt nicht in einem so extrem wichtig Teil des Organs. Hier wirkt die Lyse (das Auflösen des Thrombus) sehr gut. NUR Lungenembolie Patienten werden lebenslänglich weiter mit blutverdünnenden Medikamenten weiter behandelt um zu verhindern, dass es wieder passiert.

Hierzu gibt zwei Gruppen von Medikamenten, die grundsätzlich die gleiche Wirkung haben – also das Blut zu verdünnen – diese werden NICHT gleichzeitig gegeben. Die eine Gruppe ist die Gruppe der rel. schnellwirksamen und wieder schnell aufzuhebenden Blutverdünner, das heisst kurz nach der ersten Gabe wird das Blut schon „dünner“ und die Wirkung kann auch falls es zu dünn ist bei der Einstellung mit einem Gegenmittel wieder aufgehoben werden, z.B. jemand hat eine Lungenembolie und wird mit Heparin behandelt, er sollte aber bereits kurze Zeit nach der Embolie operiert werden (kann auch ein kleiner rel. harmloser Eingriff sein), dann kann man mit dem Gegenmittel die Wirkung des Heparins aufheben und operieren und nach der Operation wieder das Heparin spritzen. Diese Art der Blutverdünner werden immer gespritzt und sind in der Handhabung sehr flexibel und werden in jeder AKUTPHASE benutzt. Sobald es sich aber um die langfristige, dauerhafte medikamentöse Einstellung der Blutverdünnung geht werden erstens die Spritzen nicht mehr gesetzt, sondern in Tablettenform umgestellt und dann bekommt man das Marcoumar. Das benötigt einige Tage bis es den gewünschten „Quick“ hat – das ist die Laboruntersuchung, um festzustellen wie „dick“ das Blut noch ist. Beim Absetzen von Marcoumar benötigt es auch ein paar Tage bis der Quick sich wieder normalisiert, dass heisst das Blut wieder dick ist. Für Operationen wird immer gut abgewogen ob man und wie hoch man den Quick wieder hochfahren muss damit es nicht zu grossen Blutungen durch „zu dünnes“ blut kommt. Es kann sein, dass man ganz absetzen muss oder nur reduzieren muss. Das Einstellen mit Marcoumar kann bei einigen Patienten etwas mehr Zeit beanspruchen, ist auch vergleichbar zum Spritzen nicht so einfach. Ist aber meistens machbar. Weil Marcoumar Zeit braucht bis es gut eingestellt ist, wird es NICHT in der AKUTPHASE benutzt.

„Wird jetzt garnichts getan ??? Nur das Heparin erhöht ??? Tun die nichts anderes weil Wochenende und noch Weihnachten ist ?? Habe heute keinen Arzt gesehen, nur Schwestern und die wussten nichts !!!“

Also es wird was getan mit dem Heparin, und zwar korrekterweise – und hat nichts mit Weihnachten zu tun, also keine Angst mein Schatz. Dass aber die Schwestern nichts wissen ist einfach nur Faulheit und desinteresse!!!! Sorry wenn ich das so sagen muss. Sie sollten das sehr wohl wissen, auch die Unterschiede.

Die Heparindosis wird laufend anhand des Quicks kontrolliert und angepasst, es kann sein, dass im Moment eine Dosiserhöhung angezeigt ist, kann aber auch sein, dass es wieder herabgesetzt werden muss.

Lungenemboliepatienten vor allem wenn sie noch frisch ist stehen unter einer intensiveren Kontrolle BD, O2 Sättigung etc. Apropos – hatte Hattemutte vorher schon Diabetes? Oder ist dies neu …. Diabetes kann auch bei Stress und Ops. Erst recht so grosse, sind immer Stress für den Körper. 146 ist schon behandlungsbedürftig….

Ich habe eine Frage, hat Hartmuth NUR EINE Thrombosenprophylaxe Spritze nach der Op. bekommen? Wie du das geschrieben hast scheint dies so zu sein, kann aber sein, dass du es anders gemeint hast was ich schwer hoffe, denn eine einmalige Spritze nützt aber rein gar nichts…

„Blut aus dem Öhrchen“ wird bei ihm dort genommen, weil es etwas weniger nachblutet und vor allem auch den O2 (Sauerstoff)-Gehalt wieder geben kann.
„ganze Zeit ausser nachts Kompressionsstrümpfe getragen hat“ – das ist eine gute und korrekte Thrombosenprophylaxe Heparin und Kompressionsstrümpfe.

Du kannst deinem Goldstück sagen, nicht nur ist das Trinken für ihn lebenswichtige Medizin, sondern auch der Sauerstoff ist es. Willy hat das Nasenvelo nun schon seit 2 Jahren Tag und Nacht wenn es schlecht geht und sonst nach Bedarf aber immer wenn er sich anstrengen muss, z.B. Einkaufen, zur Therapiegehen etc. „Habe gesagt, daß er es nicht als Flüssigkeit sondern als Medizin zur Reinigung des Körpers ansehen soll.“ - Absolut korrekt … supi.

“Auch hat er gestern Abend noch gemerkt, daß es ohne Sauerstoff nicht geht und hat freiwillig seine Nasenlöcher wieder mit dem " Nasenvelo " gestopft.“ Jut so…. Ich habe ja schon gesagt, dass er selber merken wird dass er es gebrauchen wird.

Du machst dir Sorgen um die Nasenblutungen die er nun hat. Also da gibt es mehrere Ursachen, einerseits in der Klinik ist oft ZU TROCKENE Luft, das trocknet die Schleimhäute aus und lässt sie somit schneller bluten, zweitens Sauerstoff via Nase trocknet auch die Schleimhaut aus und führt zu den selben Problemen. Zudem kann das Schläuchlein selber die empfindlichen Schleimhäute reizen und auch zu Blutungen führen. Hier kann Bepanthen Nasensalbe oder Bepanthen Salbe sie man in die Nase tut und mit den Finger an der Nase reibt um es zu verteilen Wunder wirken. Wenn Hartmuth Blut um Bronchialschleim hat, dann ist es in seiner Situation aufgrund der Lungenembolie, denn Lungenblutungen sind oft ein Begleitsymptom der Lungenembolie. Beide Arten der „Blutungen“ können bei Hartmuth stärker ausfallen, weil er eben „blutverdünnt“ wird.

Nun zum Gewichtproblem – nach so schweren Operationen ist es normal Gewicht zu verlieren. Auch Willy hat viel verloren, sehr viel sogar (18kg) – ach wenn ich das nur könnte?!? Es ist erschreckend soviel in so kurzer Zeit, aber sobald sich der Körper wieder etwas erholen konnte wird er dies wieder auffangen und oft sind sie dann etwas schwerer als zuvor…. Je nach dem leider. Wichtig sit, dass man versucht die Gewichtsabnahme etwas zu bremsen mit Zusatznahrung, hochkalorische Shakes etc.. Leider sind die gekauften Spezialshakes geschmacklich alles andere als gut, deshalb sollten sie mit zusätzlichem Vanille, Kakao, Früchten und Sahne etwas „aufgepeppt“ werden. Denn hochkalorisches Getränk ist nur dann von Nutzen, wenn es auch runter gebracht wird und im Magen „landet“. Man kann sie auch mit Müsli, Joghurt und Früchten nehmen anstelle von Milch. Kalorien kann man überall reinschmuggeln, z.B. mit Sahne beim Essen, anstelle von Milch oder Fettreduzierter Sahne nimmt man Vollrahm so in Saucen, Kaffee, Kartoffelstock, Griesbreis, Milchreis etc.. Was auch hilfreich sein kann sind „Ovomaltine“ Getränke die auch noch zusätzlich mit Rahm angereichert sind. Bei allen „Anreicherungen“ ist es wichtig auf die Diabetes zu achten, dass heisst evtl. das Insulin erhöhen. Frage hierzu die „Diabetes“Ernährungsberaterin der Diabetessprechstunde.

Ich verstehe wenn du das Gefühl hast zu jammern, was du aber nicht tust, sondern dir schwirren nur diese vielen Fragen im Kopf rum, weil niemand sich die Zeit nimmt mit dir zu reden. Das ALTE PROBLEM!!!!!!


“Frage vielleicht ein bisschen blöd, aber Ihr müsstet mein Häufchen Elend mal sehen, ein Bild des Jammers, der vormals große, starke Mann liegt jetzt da, schnappt nach Luft und ist irgendwie apathisch. In den letzten Tagen hat er enorm abgebaut und ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann.“ – uhh das erinnert mich stark an Willy nach seiner Op. – gib ihm die Zeit um sich zu erholen von der schweren Op. und der Lungenembolie und frag die Docs nach einer REHA für ihn. Dort finden oft regelrechte Sprünge der Genesung statt.

“Er will nichts essen habe ihm alles was er so mag angeboten, ich würde wirklich kochen wie verrückt und alles ins Krankenhaus schleppen, wenn er nur mal essen würde.....aber wenn ich davon rede, dann schüttelt er sich und sagt nur : brrrr...bitte nicht, nur bei dem Gedanke daran, wird mir schon schlecht.“ – diese Appetitlosigkeit kann auch, ist wahrscheinlich auch der Fall, von der Chemo sein, denn oft fängt dies nicht zu Beginn der Chemo an, sondern danach oder gar erst bei der zweiten „Ladung“ oder beim zweiten Cocktail. Da ist es wichtig, dass sie ihm was gegen die Übelkeit geben, die machen aber müde, also sei gefasst!!!! Oft werden diese Medis leider zu kurz gegeben, d.h. nur am Chemotag und vielleicht ein paar Tage danach, dabei braucht man es meistens länger. Also mit den Docs sprechen über die Übelkeit und dem Erbrechen. Es schwächt unnötigerweise.

So nun muss ich wieder in die Klinik – es geht nicht gut (siehe Daddy’s Thread).

Alles Liebe Liz und Willy im Doppelpack.

Danke für das Lied, du weißt schon…..!
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Willy 54 J. LK Pancoast Tumor Adeno. ES 8/02 ED 11/02, Radio-Chemo, Op. 2/03 seither Teilgelähmt, O2-abhängig
Liz MS im Rolli. Gebärm.ca. 8/05
Mami 10.4.1934 - 7.9.2009
inoper. Hirntumor 10/07, Blasenkrebs 1/09
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