AW: Mutter an BK erkrankt,wie kann ich ihr helfen?
Hallo Silvie,
ich habe dir eben in meinem Thread geantwortet, aber beim Zähneputzen ist mir noch etwas Wichtiges eingefallen. Ganz am Anfang der Diagnose nahm ich sofort eine Schonhaltung meiner Mama gegenüber an, nach dem Motto: "Nein, also du brauchst Jessica heute wirklich nicht aus dem Kindergarten zu holen...". Da meinte sie unter Tränen zu mir: "Lasst mich doch weiter am Leben teilhaben. Sonst fühle ich mich ja schon jetzt abgeschrieben." Ich wollte ihr den Alltag erleichtern und nicht noch meine vorlaute, ewig schnatternde Göre nach Hause schicken - und für sie war es der erste Schritt zum Ausgegrenzt-Werden.
Naja, jetzt habe ich ihr fest versprochen, sie auch nach Klinikende keineswegs zu schonen (außer ihr geht es wirklich mal schlecht bei Chemo o.ä. und sie äußert es selbst). Ich werde meine Kinder abgeben zum Ausfahren (sie freut sich drauf und bot es mir auch an) oder Plätzchenbacken und ich werde sie auch sonst forden. Das begann bereits mit diversen Hilfeanrufen aus meiner Küche direkt ins KH wegen des "Festtags-Bratens" und geht weiter mit Faschingskostümwünschen meiner Tochter und meinen Gardinenwünschen an meine nähtechnisch begabte Mama. Was ich sagen will: Ich denke, es ist falsch, übermäßig zu schonen, sondern besser, sie weiter wie vorher zu behandeln ohne natürlich die Krankheit zu ignorieren. Wir reden täglich über den Krebs, einerseits um ihn zu verstehen, aber auch akzeptieren zu lernen und Ängste zu besprechen. Aber ich lasse sie auch täglich an meinem Familienleben teilhaben, beziehe sie ein und plane sie vor allem in meine Zukunft ein. Und das nicht, um ihr falschen Mut zu machen, sondern weil ich inzwischen fest daran glaube, dass wir noch eine lange Zukunft gemeinsam haben. Und sie soll spüren, dass sie gebraucht wird. Und das wird sie wirklich ... nicht, dass ich es vorher nicht geschätzt hätte. Aber jetzt, wo sie als Oma für mich ausfiel, stand schon ab und zu vor einem "familienorganisatorischen Problem".
Das nur noch mal in aller Kürze, bevor ich es bis morgen vergesse. Vielleicht kann meine Gedanken mal die eine oder andere Betroffene kommentieren, ob ich meinen Gedanken falsch liege.
Jetzt aber wirklich Gute Nacht!
Sabine
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