Allen ein glückliches und segensreiches 2006!
Liebe Forums-User!
Ich wünsche Ihnen allen ein hoffnungsfrohes, gesegnetes neue Jahr.
Diesen Forumsplatz gibt es nun seit mehr als einem Jahr, und ich danke allen für Ihre konstuktive Unterstützung.
Ich bin für Krebs-Kompass seit 2002 aktiv und seit 2003 in mehreren Forumstiteln als Berater tätig.
Als Tumorbiologe und Nicht-Arzt sehe ich sicher die Krankheit Krebs aus einem etwas anderen Blickwinkel als es die Kollegen Ärzte tun. Immer wieder erlebe ich in meiner täglichen Arbeit, wie hilflos auch Ärzte mit lebensbedrohlichen Krankheiten umgehen und wie häufig aus dieser Betroffenheit und auch persönlichen Ängsten mit der Konfrontation des Sterbens, das nun mal auch ein Thema in Zusammenhang mit Krebs und insbesondere der Palliativmedizin ist, immer wieder teilweise stark übertherapiert wird, was den Betroffenen mehr schadet als noch nützt. Andererseits erlebe ich es immer wieder, daß Betroffene und Angehörige zu lange an ihrem Hausarzt hängen, wo schon längst der Onkologe sprechen müsste und dadurch kostbare, lebensrettende Zeit verstreicht und die Therapeuten nicht mehr agieren können, sondern nur noch reagierend dem sich fortschreitenden Krebs mit therapeutischen Klimmzügen hinterher"hinken" müssen.
Ich weiß, daß die Diagnose Krebs immer ein enormer Schock ist, und daß 80% der darauffolgenden Hilfe sicher erstmal eine menschliche Berteuung vor allem durch die Anverwandten und Freunde sein sollte und meistens auch sind. Auch sollte das die Aufgabe des ersten Arztes sein, vorbereitend für die Aufklärung, was nun geschehen muß, aber auch dem Erstarzt muß immer sich klar sein, daß nur eine vollprofessionelle Betreuung des Krebserkrankten durch onkologische Profis das Ruder herumzureißen ist. 50% aller Tumorerkrankte sind HEILBAR! Das heißt aber auch, daß die anderen 50% mit dem Krebs leben müssen, im palliativen Sinne, d.h. sich auf ein Leben mit dem Krebs einstellen, was sogar heißen kann, schließlich an Altersschwäche zu sterben mit einem manifesten Tumorleiden, das stets unter ärztlicher Kontrolle war. Leider werden aber auch viele dieser zweiten 50% ihrem Krebsleiden erliegen und werden erleben müssen, daß der Onkologe mit seinem "Latein" am Ende ist. Und gerade dann sollte es heißen: "Es ist nichts mehr zu machen, daher gibt es nun viel zu tun!" Ein Spruch, der für mich immer wieder gezeigt hat, daß eben nicht dann das Ende gekommen ist, sondern nun das volle Feld der Palliativmedizin greift mit den wichtigen und menschlichen körperlichen, geistigen und spirituellen Unterstützungen für den/diejenigen, der/die sich für den letzten irdischen Gang fit gemacht wird. Heilen hat auch etwas mit heil werden zu tun, und ich habe in der Zeit seitdem ich mich mit der Palliativmedizin beschäftige und viele Menschen auf ihrem letzten irdischen Weg begleitet habe, erleben dürfen, daß Mitmenschen heil gestorben sind, wirklich heil, nicht im körperlichen, aber im geistigen und auch im spirituellen Bereich unseres Seins. Diese Sterbenden haben sich helfen lassen durch unsere phantastischen Mitmenschen, die sich in der Hospiz engagieren, die Sterbende begleiten, die sich um die Angehörigen kümmern vor, während und auch noch eine ganze Zeit nach dem Ableben der geliebten Person. Denn auch Trauerarbeit ist die Aufgabe der Hospiz. Übrigens eine ganze Anzahl von erst Sterbenskranken habe ich wieder aus der Hospizstation nach hause gehen sehen, also von wegen Sterbehaus und so! Ich weiß, daß viele von Ihnen, die hier im Forum lesen, selbst sich aktiv um Krebskranke kümmern, viele auch nicht nur um Anverwandte, sondern als Grüne Damen, in der Hospiz und auch auf Palliativstationen, als Ärzte, als Pflegende, als Ehrenamtliche und als ehemalige Betroffene. ALLEN MÖCHTE ICH AN DIESER STELLE EINMAL DANKEN!!! für ein Engagement, das gelebte Nächstenliebe im besten christlichen (oder einfach spirituellen) Sinne ist.
Das gibt mir Hoffnung! Das gibt uns allen Hoffnung, daß es doch nicht so ist, wie uns die Gazetten glauben machen wollen, daß wir nur noch an uns selbst denken und einem "Raubtierkapitalismus" der "Egomanie", und der Eigenvorteilsnahme fröhnen. Hoffnung ist übrigens das wichtigste in der Situation, in der wir, Sie und ich uns immer befinden. Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt es. Nein, die Hoffnung SIRBT NIE. Vielleicht nicht mehr auf körperlich Heilung, vielleicht nicht mehr auf Autonomie, vielleicht nicht mehr auf vollständige Schmerzfreiheit, vielleicht aber auf einen gnädigen Tod und ein erfülltes Leben. Das wünsche ich uns allen. den Gesunden unter uns und den Kranken, seien wir Hoffnungsträger!
In diesem Sinne
ein hoffnungsvolles 2006
Ihr Thomas Gronau
Sylvester 2005
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