Hallo Ihr Lieben,
Anna, auch wenn meiner Mutter die Getränke nicht so gut schmecken, trinkt sie mir zuliebe ein bißchen was davon. Ich finde auch, daß sie nicht schlecht schmecken, aber sie hat vielleicht durch diese komischen Darmspiegelungs-Drinks einen Horror entwickelt. Mein Vater hatte heute schon seine 2. Therapiestunde, ich hoffe, daß er das wirklich durchzieht. Echt, bis vor kurzem hat er sich noch so dagegen gesträubt und wollte nichts davon wissen, und jetzt auf einmal ist es ganz einfach. Wahrscheinlich, weil wir ihn nicht mehr damit genervt haben....

Ich wünsche Dir ein ganz schönes und entspanntes Wochenende am Schliersee.
Anne, es ist gut, daß Du eine Entscheidung bezüglich Deines Examens getroffen hast. Es ist schlimm, diesen Druck zu haben, alles gut machen zu wollen, aber gleichzeitig zu wissen, daß es nicht so gut werden würde, wie wenn es einem selbst gut gehen würde und man sich voll und ganz darauf konzentrieren könnte. Dann ist es sicher besser, das Ganze zu verschieben, wenn Du Dir sicher bist, daß das Ergebnis nicht so ausfallen würde wie im Normalfall. Hast Du schon mit dem Prüfungsamt gesprochen? Hast Du schon viel für die Arbeit vorbereitet oder sogar schon angefangen zu schreiben? Muß man in so einem Fall einen Grund dafür angeben und z. B. ein ärztliches Gutachten abgeben? Ich wünschte ich könnte diese Entscheidung auch für mich selbst endlich treffen. Ich überlege seit Oktober, ob ich im Sommer die mündliche Abschlußprüfung machen soll oder nicht. Dafür spricht eigentlich, daß ich die Prüfung bei einem Dozenten mache, bei dem ich fast alle Veranstaltungen belegt hatte, der aber nach dem Sommersemester in Rente geht. Das heißt, wenn ich es absage, müßte ich die Prüfung bei einem anderen machen, den ich kaum kenne und Themen hätte ich dann auch nicht mehr und müßte wieder ganz von vorne anfangen mit den Vorbereitungen. Andererseits denke ich auch oft, daß ich es nicht schaffe mit dem Lernen, weil ich auch keine Energie mehr dafür habe und permanent unruhig und unkonzentriert bin. Bis Mitte Februar muß ich mich entscheiden...
Vielleicht sollte ich die Prüfung als Anfang sehen, mich endlich wieder mehr um mich zu kümmern, aber ich bin mir so unsicher. Fühle mich eher wie Du, daß ich auch denke, mir wird das alles zu viel mit der Uni. Ich hoffe, daß es Dir bald wieder besser geht und Du dann auch wieder mehr Kraft sammeln kannst. Die Pause an der Uni wird Dir sicherlich dabei helfen.
Marion, danke, daß Du Deine Mutter nach dem Zusatzstoff für die "normale" Nahrung fragst. Ich bewundere Dich immer so sehr für Deine Fähigkeit, für gute Laune zu sorgen und einem so ein positives Gefühl zu vermitteln, daß man die Hoffnung nicht aufgeben darf. Ich verliere mich oft in meinen Gedanken und bin dann überhaupt nicht mehr in der Lage, noch positiv zu denken, aber wenn ich dann Deine Zeilen lese, geht es mir immer ein bißchen besser.
Susi, schön, daß Du Dich mal wieder meldest und daß Du eine (einigermaßen) schöne Zeit mit Deinem Freund und Deinen eltern verbringen konntest. Über die Reaktion einiger "Freunde" kann man sich wirklich immer nur wundern. Bei mir ist es momentan so, daß ich versuche, dem Verhalten keine allzu große Bedeutung mehr beizumessen. Ich kann es nicht ändern und es kostet mich nur noch unnötig Nerven, mich über sie aufzuregen. Das ist auch nicht leicht, aber vielleicht ist es einfach nur Hilflosigkeit (rede ich mir ein, damit ich besser damit klarkomme.) Wie geht es Deinem Freund jetzt? Ich hoffe, er verträgt die Chemos gut und wünsche Euch, daß die OP gut verläuft.
Ylva, ich werde Dir morgen antworten.
Bei mir gibt es heut nicht viel Neues. Ich empfinde diesen "Alltag" zu Hause einfach insgesamt als so unglaublich anstrengend. Ich würde so gerne in der Lage sein, mal abschalten zu können und mich nicht ständig um meine Mama zu kümmern oder über sie und den Rest der Familie nachzudenken, aber es gelingt mir einfach nicht. Ich habe immer so Angst vor neuen negativen Stimmungen, daß ich selbst eine positivere Atmosphäre gar nicht genießen kann, weil nur ein falsches Wort alles wieder von einer Sekunde auf die andere komplett verändern kann. Gerade sitzen noch alle ruhig vor dem Fernseher und aus dem Nichts heraus entsteht wieder eine sinnlose Diskussion und schon ist das Chaos wieder perfekt. Ich würde gerne entspannen können und meiner Mama sagen können, daß alles besser wird, aber irgendwie glaub ich selbst oft nicht mehr dran, weil seit Jahren sich irgendwie nichts verändert hat.
Fühlt Euch alle fest gedrückt,
Laura.