Wie kommt der Tod?
Hallo Vio, hallo Ihr anderen allemiteinander
Ich habe mich lange nicht gemeldet. Am 20. Dezember konnte meine Schwiegermutter nach drei wunderschönen Tagen im Hospiz ganz in Ruhe einschlafen. Mittwoch schauten wir uns das Hospiz an und am Donnerstag konnten wir zum Glück gleich den Umzug machen. Die Ärzte waren erst recht reserviert, nachdem dann aber alle Entscheidungen gefallen waren und der Fahrdienst uns abholte, haben alle hinter uns gestanden. Ärzte sind halt so lange sie noch die Verantwortung tragen Ärzte und können auch neben ihren Doktortitel gucken. Im Ganzen waren die Schwierigkeiten nicht allzu gravierend, doch mann muß sich halt schon bewußt sein, was man will, da der Patient mit der Entscheidung völlig überfordert ist. Alleine schon die Fahrt ins Hospitz war den Umzug wert. Die Ankunft war so herzlich und freundlich, liebevoll und ruhig, für Christel ein wenig wie nach Hause zu kommen. Ihr Zimmer glich eher einem Wohnzimmer, das Bett einem komfortablem Möbel, kein Krankenhausbett. Wir als ANgehörige konnten an den gemeinsamen Mahlzeiten mit den Pflegern und anderen Hospizbewohnern und deren Angehörigen teilnehmen. Christel wurde jeder Wunsch von den Lippen abgelesen, eine vorbildliche Schmerztherapie, ihr wurde der Rücken abgeklopft, die Brust eingerieben, etc. Mit ihrer Ankunft dort, legte sich auch ihr Husten, der Würgreiz war weg, sie wurde immer ruhiger, konnte viel und ganz ruhig schlafen. Wir waren viel bei ihr, sie nahm uns wahr, redete kaum noch, aber wir hatten noch viele ruhige schöne Momente. Am Sammstag kam mein Mann spät nach hause und sagte, jetzt hätte er Abschied genommen und in dieser Nacht schlöief sie ganz ruhig ein.
Ja, Christel hatte noch eine Lungenentzündung bekommen und die hat ihr auch sehr viele Kräfte genommen, doch behandelt wurde sie bis zum Schluß. Mit Antibiotikum und Fiebersenkenden Mitteln. Alle Ärzte versicherten uns, das sie einschlafen wird und nicht ersticken wird, das wir uns sie da auch keine Angst zu haben brauchen. Und es war dann auch so. Durch schmerzmittel, Morphium etc, kann der Körper so weit ruhig gestellt werden, das die Atmung weiter gesichert ist.
Vio, der Umzug in das Pflegeheim war auch bei Deiner Schwiegermutter eine richtige Entscheidung. Der Ortwechsel und der Arztwechsel alleine scheinen schon Wunder gewirkt haben.
Auch wir haben zwei kleine Kinder Knapp 3 Jahre und vier JAhre alt. Sie haben in diesem Jahr ihre beiden Großmütter an Krebs verloren, wir haben sie immer mit integriert, sie waren immer mit im Krankenhaus, soweit sie mitkommen wollten, auch gegen den Willen von Christel oder meiner Mutter. Als sie freudestrahlend ihren selbstgebastelten Stern oder ein Bild ihr in die Hand drückten, war jede reserviertheit oder jedes vorher ausgesprochene Verbot vergessen. Ein Krankenhaus gehört bei uns genauso zum Leben, wie jedes andere Gebäude auch. Das Sterben genauso, wie das Geboren werden. Wir reden viel darüber, über die Trennung von Körper uns Seele, es ist enorm, was wir durch die Augen der Kinder lernen können. Vio, habt Mut, laßt die Kinder selber die Enscheidung treffen, sie können am Besten ihre Grenzen abstecken.
Ich wünsche uns allen für 2003 viel viel Kraft
Henriette
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