AW: Depris nach der Chemo
Hallo zusammen,
ich möchte hier mal was zu Depressionen sagen. Dieser Begriff wird ziemlich oft strapaziert. Oft wird jede Form von Trauer, mieser Laune oder Verzweiflung als "Depris"(schrecklicher Ausdruck, trifft den Ernst der Sache nicht mehr) bezeichnet.
Depressionen sind eine ernsthafte Erkrankung, die vielschichtige Auslöser haben kann. Ich habe seit über 30 Jahren damit zu tun und weiß von meinem behandelnden Arzt, dass diese Krankheit eigentlich wirklich nur verstehen kann, wer selbst darunter leidet.
Es ist absolut nicht möglich, sich oder jemand anderes durch Ablenkung aus den Depressionen herauszuholen. Bei normaler Trauer und Verzweiflung kann das aber klappen.
Wir haben eine schlimme lebensbedrohliche Krankheit. Da ist es normal, dass man oft scheinbar ohne Auslöser weint.
Aber bitte seid froh, wenn ihr nicht in das große schwarze Loch der Depressionen fallt. Auch wenn auf manchem Beipackzettel auf Depressionen hingewiesen wird, sind die echten zum Glück sehr selten.
Kein Depressiver würde mit Dir ins Kino gehen, Norma. Er würde nämlich den Film nicht wahrnehmen. Restaurant und Eisdiele werden zu schrecklichen Orten, denn der Bezug zu anderen Menschen ist weg. Sie werden wie hinter einer Glaswand wahrgenommen und können Angst auslösen.
Allerdings tut der Depressive gerne das, was er selbst möchte. Nämlich heulen und seine Ruhe haben.
Da kommt man eigentlich nur mit professioneller Hilfe wieder raus. Das kann nur ein Psychiater oder Neurologe/Psychologe sein.
Allgemeinmediziner sind da wegen der Komplexität (nach Aussage meiner Hausärztin) überfordert.
Laßt doch bitte miese Gefühle wieder zu, ohne dass es gleich eine neue Erkrankung oder Nebenwirkung sein muß. Depressionen sind schwerer zu heilen als Krebs.
Wir brauchen unsere ganze Kraft, um wieder gesund zu werden. Deshalb finde ich es wichtig, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und Schwächen zu akteptieren.
Liebe Grüße
Barbara
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