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Alt 11.01.2003, 23:56
Gast
 
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Standard Tonsillenkarzinom

Hallo liebe, mutige Leute, habe die letzten Tage stundenlang eure Erfahrungen, bzw, die Berichte darüber gelesen, bin sehr betroffen. Betreue als Krankenschwester in einem Wohnheim seit mehr als 4 J. einen inzwischen 47 J. liebenswerten Mann, dessen Gesundheit sehr angeschlagen ist. R. hat eine Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung), Leberzirrhose, schwere Diabetes, AVK ("Raucherbein"), Niereninsuffizienz, hohen Blutdruck, Herzprobleme,... und ist mit 57 kg (ca.1,80 m gross) untergewichtig. Seine fettarme Diät wegen der Pankreatitis und die Diabeteskost macht die Gewichtszunahme unmöglich. Übrigens ist R. seit 4 J. "trocken". Wegen seinem schlimmen Gesundheitszustand wird er ärztlich SEHR ENGMASCHIG kontrollieert und Krankenhausaufenthalte finden - leider für ihn - viel zu oft statt. So auch in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr wegen einem entgleisten Diabetes. IM KRANKENHAUS erwähnte R. Halsschmerzen. Sylvester 2002 wurde er entlassen mit einer zusätzlichen Diagnose "Infekt im Rachenraum" und der Verordnung 2 Wochen Antibiotika einzunehmen... Aus diesem Grund guckte der Hausarzt am Montag 6.01 in R.'s Rachen und schickte ihn mit einem schlechten Gefühl zu einem HNO-Arzt. Ihr habt es alle schon kapiert: metastasierendes Tonsillen-Ca vom Feinsten. Was ich mit meinem blossen Auge gesehen habe würde ich meinem schlimmsten Feind nicht zuwünschen. Die riesigen Metastasen kann man spüren. R. traut sich kaum noch zu rasieren wegen den Schmerzen. Ich habe zwei HNO-Ärzte konsultiert, weil es hier um einen MENSCHEN geht, nicht um Akten. Die Chance ist gross, dass R. keine Neck- dissection mehr untergehen "muss", dass sein Ca inoperabel ist, auch weil sein gesamter Gesundheitszustand katastrophal ist. R. ist ein lieber, sympathischer Mann, der es geschafft hat alkoholabstinent zu leben, seitdem er "bei uns" wohnt. Er geht sehr verantwortungsbewusst arbeiten, hat dafür gekämpft einen Hund haben zu können bei uns, geht adäquat um mit dem Hund, der sein Lebensinhalt ist, hat nach vielen Jahren wieder schöne Kontakte zu seinen Verwandten, hat LEBENSQUÄLITÄT und ist beliebt bei Mitbewohnern(-innen) und Mitarbeitern(-innen). Übermorgen werde ich ihm erzählen müssen, was mit ihm los ist. Ich wollte es nicht VOR meinem freien Wochenende ("Du hast Krebs, R. Tschüss und schönes Wochenende"). Und er hat sehr schlechte Karten:
Euer Forum habe ich gelesen, weil es soviele nützliche Tips gibt von euch, die man in keiner Krankenpflegeausbildung bekommen kann und weil ich alles versuchen möchte, R. möglichst viel zu ersparen, ihm die Lebensqualität geben zu können, die möglich ist, so lange er noch bei uns ist.
Ich danke euch allen und wünsche euch viel Mut, Energie, Humor und alles was ihr euch selbst wünscht. Lutty
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