... mit dem Mörder im Genick eingesperrt....
Liebe Angehörige, liebe Betroffene !
Ja, sehr oft habe ich mir diese Geschichte von der „krassen Brigitte“ ins Gedächtnis gerufen und zur eigenen Verständnis- und Geduldarbeit herangezogen. Heute Morgen aber bin ich mal wieder auf 180 und ich vermute ich werde mir heute keine Freunde unter den Betroffenen machen. Ich habe auch von einem jungen Mann einen Beitrag gelesen gehabt, der sehr wütend auf die Angehörigen war, manchmal liest man diese Wut auch zwischen den Zeilen.
Ich bin heute auch wütend. Mein Partner ist außer der Krebserkrankung auch ein Suchtkranker. Das wusste ich schon als wir uns kennen- und lieben lernten. Oft habe ich schon auf der Intensivstation gesessen oder zu Hause gebangt, ob er diesen Wahnsinnstripp überleben würde. Er hat sich immer ehrlich bemüht weg zu kommen vom Stoff und hat das auch viele Monate geschafft, so haben wir (meine 3 Kinder und ich) ihn immer geliebt und seine Bemühungen und Qualen hoch geachtet. Um so mehr, als dass er seit der Krebsdiagnose keine Rückfälle in die Sucht mehr hatte.
Also wie gesagt, oft war er sich in seinen Depressionen und Suchttripps nicht sicher ob er überhaupt leben wollte, auch wir waren wohl nicht genug „Lebenssinn“. Nun hat er wohl auch eine wahnsinnige Angst vor dem Krebs – dem Mörder im Dunkeln. Mit dieser Angst um ihn leben wir schon lange.
Nun komme ich heute morgen an der Esszimmertür vorbei, er hat die Nacht auf der Liege darin geschlafen und er hat einen Zettel daran gehängt : Hier ruht in Frieden :..... geboren am ... und malt noch ein „Kasperl“ dran! So und nun? Ich weiß, dass er sarkastisch ist und wenn ich ihn mal zu sehr gedrückt habe vor Liebe, hat er auch schon gesagt „Erwürg` mich nicht, wart doch die Zeit ab!“.
Um die Geschichte von Brigitte weiter zu spinnen : Die Tür ist auch von außen verschlossen, der Angehörige kann nicht helfen, was soll er tun wenn der Eingesperrte ein blutiges Tuch oder einen „abgebissenen Finger“ unter der Tür durchschiebt? Meine Kinder lieben ihn wahnsinnig, aber auch mit 14/ 17 und 19 Jahren haben sie wahnsinnig Angst ohne ihn leben zu müssen, ihn zu verlieren... Es ist also a l l e s erlaubt für den Kranken, er darf auch so grausam mit der Angst seinen Lieben spielen, er braucht auch auf Kinder keine Rücksicht und Verständnis aufzubringen...?
Ich bin sehr gespannt auf eure Reaktionen, ich denke hier werden sich die Meinungen von Angehörigen und Betroffenen wieder ganz deutlich spalten!
Viele Grüße Petra
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