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Alt 14.01.2003, 12:40
Nicole & Lars
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Standard Rippenfellkrebs

Mein Vater hat Rippenfellkrebs. Er hat sich erst einer 3teiligen Therapie der Thoraxklinik Heidelberg unterzogen (Chemo, Operation, Bestrahlung). Im angefügten Text habe ich es ausführlicher beschrieben. Dort finden Sie vielleicht auch ein paar hilfreiche Informationen. Wenn Sie Fragen haben, mailen Sie uns bitte, wir teilen Ihnen dann unsere Telefonnummer mit.
Viele Grüße, Nicole und Lars aus Bremen

12. Januar 2003

Im März 2002 wurden meinem Vater (58 Jahre alt) im Krankenhaus St. Jürgen in Bremen Gewebeproben seiner Prostata entnommen. Seine letzten Blutwerte (PSA) waren erhöht und man wollte auf Nummer sicher gehen, was der Grund dafür ist. Das Ergebnis: Von 12 Stanzen war eine positiv.
Zu dem Zeitpunkt hatte er keinerlei körperliche Beschwerden, war topfit.

Es folgten Untersuchungen, ob das Prostatacarzinom bereits im Körper gestreut hatte. Dabei entdeckte man einen Schatten (scheinbar) auf der Lunge.

Es folgte ein langer Krankenhausaufenthalt (4 Wochen) in der Klinik Bremen Ost. Nach vielen Untersuchungen und Gutachten diverse Laboren stand endlich ein Befund dieses Schattens fest: Rippenfellkrebs (Pleuramesotheliom). Also eine zweite vom Carzinom unabhängige Krebsart. Die endgültige Bestätigung, die das Krankenhaus von Prof. Dr. Müller aus Bochum anforderte, erhielten wir erst Anfang Mai.

Das Zentralkrankenhaus Bremen Ost (mit Lungenfachabteilung) bot uns an, in 6 Wochen erneut vorstellig zu werden und einer erneuten CT-Aufnahme zu entnehmen, wie schnell der Krebs wachse. Danach würde eine Chemotherapie folgen. Sie sagten uns, eine Operation sei nicht möglich. Der Krebs nicht heilbar.

Vor der Bestätigung durch Prof. Dr. Müller machten wir uns parallel im Internet schlau und erfuhren vom Krebskompass und nahmen Kontakt zu Ute und Achim auf. Alle Informationen bekamen wir von diesen beiden lieben Menschen und weiteren Einträgen im Forum. Wir erfuhren, dass es Kliniken in Deutschland gibt, die Rippenfellkrebs behandeln.

Wir suchten für meinen Vater einen Lungenfacharzt vor Ort auf. Wir wussten, es gibt u.a. die Kliniken Groß Hansdorf (Nähe Hamburg) und die Thoraxklinik Heidelberg, die eine Operation des Rippenfellkrebes durchführten. Unser Arzt empfahl uns Heidelberg. Wir drängten auf einen Untersuchungstermin in der dortigen Klinik.

Wir hatten uns bereits nach alternativen Medikamenten umgehört. Mein Vater begann eine Misteltherapie, die allerdings abgesetzt wurde, als man mit der Chemo begann (siehe unten). Er möchte diese Behandlung nach seiner 3teiligen Therapie aber auf jeden Fall fortsetzen.

Sein Prostatacarzinom war nun zweitrangig geworden. Es wird hormonell behandelt, mein Vater erhält alle drei Monate eine Spritze von seinem Urologen.

Anfang Mai wurde mein Vater erstmals in der Thoraxklinik untersucht. Er war in einem frühen Krebsstadium, oft erkennt man diesen Krebs erst bei ersten Lungenleiden. Die hatte er nicht. Die Klinik bestätigte die Diagnose Rippenfellkrebs und bot meinem Vater eine 3teilige Therapie an. Zu dieser Therapie seien internationale Ärzte auf einem Kongress im Spätsommer 2002 in Heidelberg gekommen als die aussichtsreichste Möglichkeit, den Krebs zu behandeln. Erst erfolgt eine Chemotherapie (mit Cisplatin und Gemzer) dann die Operation (Entfernung des einen Lungenflügels, des Rippenfells, Ersetzung des Zwergfells und des Herzbeutels), danach Bestrahlungen.


Den ersten Chemozyklus erhielt er stationär in der Thoraxklinik im Juni.
Wir wohnen in Bremen, also hat mein Vater die beiden folgenden Zyklen ambulant im Krankenhaus Diako in Bremen erhalten. Die Chemo hinterließ die bekannten Folgen (er wurde u.a. sehr schwach, nahm ab, verlor einen Teil seiner Haare, konnte nur wenig essen). Der letzte Zyklus musste verschoben werden, da seine Blutwerte zu schlecht waren.

Nach der Chemotherapie wandten wir uns an die Thoraxklinik. Dort wurde geprüft, ob die Chemo den Tumor verkleinert hatte. Das war der Fall.
Es wurde ein Operationstermin ausgemacht.

Am 11. September 2002 fuhren wir schließlich nach Heidelberg. Mein Vater wurde erneut untersucht und man sagte, dass er in einer ‚operablen‘ Verfassung sei. Man könne allerdings erst während der Operation entscheiden, ob der Tumor im Rippenfell komplett zu entfernen sei. Das hängt u.a. damit zusammen, wie weit er in die Rippen vorgedrungen ist. Bei meinem Vater hat sein Arzt in 6,5 Stunden die Operation wie geplant durchführen können. Eine Entnahme der Lymphknoten ergab später einen negativen Befund.

Zur Information: In der heidelberger Klinik werden im Schnitt diese Operationen zwei Mal wöchentlich durchgeführt. Und in Bremen hat man uns nicht einmal darüber informiert, dass es überhaupt Kliniken gibt, die die Operation durchführen!

Mein Vater lag 3 Wochen in der heidelberger Klinik. Meine Mutter, mein Freund und ich begleiteten ihn. Man kann sich dort ‚Angehörigen-Unterkünfte‘ mieten, eine sehr gute Einrichtung: So waren wir nicht mal 3 Min. von meinem Vater entfernt. Über alles, was wir im Zusammenhang mit der Thoraxklinik erfuhren, können wir uns nur in höchst lobenden Tönen äußern.

Bei der Entlassung war mein Vater sehr schwach und stark beeinträchtigt in seinen Bewegungen. Sein Arzt in Heidelberg verordnete ihm eine Anschluss-Heil-Behandlung (AHB). Diese wurde über die BfA bezahlt, wir konnten uns eine Klinik in 300 km-Entfernung vom Wohnort aussuchen.

Anfang Oktober trat er eine dreiwöchige (aufgrund seines schlechten Zustandes wurde sie schnell auf vier Wochen verlängert) Kur in der Asklepiosklinik auf Sylt an. Meine Mutter begleitete ihn während der Zeit, beide äußerten sich sehr positiv über diese Klinik. Mein Vater erhielt hier u.a. Atemübungen, Brustkorbmassagen. Die Zeit tat ihm sehr gut, er kam zu Kräften, konnte sogar kleinere Spaziergänge am Strand unternehmen.

Zurück in Bremen wandten wir uns mit dem heidelberger Abschlussbericht an die einzige Bremer Klinik (St. Jürgen-Straße), die Bestrahlungen durchführt.
Die Thoraxklinik bot uns an, die Bestrahlung in Heidelberg durchführen zu lassen, riet jedoch zu einer Behandlung in Heimatnähe, so dass der Patient möglichst zu Hause schlafen könnte. Nach den Vorgaben der Thoraxklinik erhält mein Vater seit Mitte Dezember insgesamt 30 Bestrahlungen, die voraussichtlich bis Anfang Februar 2003 andauern. Im Anschluss daran folgt ein erneuter Aufenthalt in der Thoraxklinik zur Nachuntersuchung.

Er hat jetzt noch oft Schmerzen im operierten Bereich, wogegen er Schmerzmittel einnimmt.

Jetzt wollen wir uns nach folgenden Dingen erkundigen, die man uns empfohlen hat, und die sich für den Anschluss an die 3teilige Therapie anbieten (die nur teilweise von den Krankenkassen bezahlt werden):
 Eine Kur im Anschluss an die 3teilige Therapie
 Krankengymnastik, Atemübungen, Brustkorbmassagen
 Misteltherapie (Forsetzung, Medikament Iscador)
 Beratung durch die Biologische Krebsabwehr (u.a. Klinikaufenthalt mit Umstellung der Ernährung u.v.m.)
 Behandlung mit NeyTumorin (darüber müssen wir uns noch schlau machen, eine Bekannte meines Vaters hat damit allerdings sehr positive Erfahrungen gemacht).

Nach der Operation haben wir uns gleich an seinen Lungenfacharzt gewandt und ihn um die Ausstellung von Rezepten gebeten: Für eine neues Bett (Krankenbett, in der Höhe verstellbar und mit elektrisch verstellbarem Lattenrost) und einem Hocker zum Waschen für das Badezimmer.

Wir möchten darauf hinweisen, dass wir die ganzen Schritte selbständig in die Hand genommen haben. Wir haben uns Ärzte ausgesucht und haben ihnen unsere Wünsche angetragen. Diesen Weg hat uns keiner (außer Ute und Achim) angezeigt.
Hier möchte ich sehr positiv die seelische und informative Unterstützung von der Bremer Krebshilfe e.V. erwähnen.

Nach dem Klinikaufenthalt in Bremen Ost im April 2002 wurde ein Antrag auf Anerkennung einer Berufskrankheit gestellt. Bisher haben wir viele Fragen beantwortet und Formulare ausgefüllt. Derzeit prüft die Berufsgenossenschaft den Fall noch immer.
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