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Alt 02.03.2006, 08:49
shalom shalom ist offline
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Registriert seit: 25.08.2005
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Jürgen,

ich sag es einfach mal mit Deinen Worten: Ich respektiere Deine Trauer, ich respektiere jedoch nicht Deine Art, meine Äußerungen als BLABLA zu darzustellen. Jeder mag sich sein Urteil über Deine/meine Beiträge machen. Damit ist der Punkt angesprochen und abgeschlossen, ok ?

Klar, es gibt sehr unterschiedliche Arten der Herangehensweise an Trauer, als ich meinen Weg beschrieben habe oder etwa auch damals Anny ihren eigenen. Es war ein Übeltäter (GOTT) gleich ausgemacht. Jeder mag das sehen, wie er will. Ich wollte ihm (Gerhard) ja nur eine Brücke bauen. Meine Erfahrungen hinterher: Lass doch Gott am besten aus dem Spiel, auch wenn Du es selber anders siehst.

Die persönliche Trauerwegbeschreibung (ich habe es Dir an anderer Stelle wie auch Gerhard sowohl öffentlich und in einer PN geschrieben) ist von mir klar und vielleicht auch verständlich dargelegt worden. Zeitweilig wurden Annys Beiträge (das Gottesthema) aufs Korn genommen, später gab es auf kritische Äußerungen von anderer weiblicher Seite (Stichworte: Das Spiel mit dem Tod, Autobahnraserei, Selbstmitleid) eine heftige Reaktion von Gerhard. Anschließend waren in eher beiläufigen Beiträgen von Gerhard plötzlich andere Forumsteilnehmer "Besserwisser" und "Sesself*". Gerhard ist daher mehrfach angedeutet worden (auch von der Moderatorin), Angriffe auf Forumsteilnehmer zu unterlassen.

Ich bin wirklich ein ruhiger Mensch, aber irgendwie hat mich diese verbale "Kraftprotzerei" öffentlich und auch anderen Forumsbesuchern gegenüber gestört. Reklamierte Gerhard mit SEINER TRAUER für sich eine Sonderrolle?

Daher wurde ich in meinem letzten Beitrag an Gerhard sarkastisch (MEINE Art der Reaktion auf wiederholte gewollte oder ungewollte Provokationen). Grenzverletzungen müssen an sich nicht sein (ganz besonders nicht in einem Trauerforum), für keinen der Trauernden, auch nicht in einem Sonder-Schutzstatus für irgend jemanden. Das hat nichts aber auch gar nichts mit dem persönlichen Schmerz und Verlust von Gerhards Frau und seiner großen Trauer zu tun.

Wenn Du, Jürgen, fair bist, anerkennst Du vielleicht, daß hier im Forum keiner niemandem in seiner Trauer zu nahe treten möchte, wohl aber zur Seite stehen.

Dabei ist das "Zur-Seite-Stehen" vielleicht manchmal eher lästig und unbequem, weil so ganz anderes, als man es momentan fühlt und sehen will. Aber man braucht es doch gar nicht übernehmen, man kann sich doch alles anschauen und dasjenige ausprobieren, was man für sich geeignet hält, so hat es Andrea in einem ihrer letzten Beiträge im Forum sinngemäß geschrieben. Dafür ist doch dieses tolle Forum auch da, denn Trauernde sind wir doch wohl alle.

Was sicher nicht so ganz einfach verständlich ist, daß man dann auf die Menschen, die auch Trauer haben (hatten) so gewaltig und abweisend zuspringt, wie es vorgekommen ist.

Wir haben als Trauernde eine ganz besondere Verletzlichkeit, warum müssen dann von diesen hoch verletzbaren Menschen (z.B. auch Gerhard) Verletzungen anderer Forumsteilnehmer vorgenommen werden, die ihm doch eigentlich nur zur Seite stehen wollen ?

Ich habe nun auch mal als Trauernder zurück reagiert, war plötzlich auch mal empfindsam, daher sarkastisch. Ist das so verwunderlich? Wie würdest Du (Jürgen) reagieren, wenn Du gewollt oder ungewollt provoziert wirst und eigene Erfahrungen mit der Trauer als BlaBla, Besserwisserei und Sessel*erei dargestellt werden? (Es waren nämlich nicht nur die behördlichen Sesself* gemeint, sondern auch die im Forum vorhandenen, bitte einfach mal nachlesen). Ich könnte ja Gerhards und auch Deine Bemerkungen durchaus auch auf mich beziehen, oder?!

Wenn beim Schreiben einfach auch mal gedankliche Positionswechsel vorgenommen würden, die abchecken, wie dasjenige, was man so öffentlich schreibt wohl beim Gegenüber auslösen wird, wäre schon viel geholfen. Das war mit dem ironischen Wortspiel: "Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich lese, was ich schreibe" gemeint.

Nichts für ungut Jürgen, falls ich Dir ganz persönlich in DEINER Trauer zu nahe getreten bin, so entschuldige ich mich dafür.

Ich mußte es in früheren Jahren und ganz besonders in den Jahren der Krankheit und des langsamen Sterbens meiner Frau lernen, mich zu hinterfragen, mich Herausforderungen zu stellen. Glaub mir, es waren gewaltige Aufgaben, die zu lösen waren. Aber ich mußte mich ihnen stellen und zwar in JEDER der immer mal wieder so genannten Trauerphasen.

Es war an sich eine einfache Überlegung: Gibst Du aus einer zeitlichen Distanz zum Tod deiner Frau deine persönlichen Erfahrungen im Forum weiter oder läßt Du es lieber. Die Reaktion der eher frisch Trauernden in diesem Forum läßt beide Möglichkeiten zu. Nachdenklich macht mich die Reaktion aber schon.

Irgendwie werden wir uns aber nicht dauerhaft von dem "Trauertier", wie es in einem anderen Thread bezeichnet wird, unterkriegen lassen.

Liebe Grüße
Shalom
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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel

Geändert von shalom (02.03.2006 um 13:38 Uhr)
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