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Alt 16.01.2003, 18:40
Gast
 
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Liebe Brigitte,

vielen Dank für deine Zeilen - ...ich gebe mir sehr Mühe zu verstehen. Vielleicht habe ich ein wenig verstanden und ich denke, dass ich gut mitfühlen kann, weil ich lange Zeit an Depressionen gelitten habe. Doch mein Kinder und auch mein Partner haben mich da Stück für Stück immer wieder ermutigt. Was du von den "gut gemeinten Zurufen" schreibst, das tut mir richtig weh`- wenn es so einfach wäre! ich kann es mir nur so erklären, dass diese Menschen noch nie in der Dunkelheit eingesperrt waren, aber allein die Vorstellung davon läßt sie schon panisch werden?! leider kennen wir auch einige solcher Personen (und Institutionen!), auch ich befürchte manchmal solche dummen, ungeduldigen "Vorschläge" zu machen, als ob es wichtig ist, dass der Tisch in dem dunklen Raum eine bunte Tischdecke hat...? Oder welche Alternative gibt es...,sich hinsetzen und warten ... Macht es Sinn die Gedanken "bunt zu färben"??? Ja, den Zustand akzeptieren...

Mir fällt es meinem liebsten gegenüber manchmal schwer, weil ich trotz verstandesmäßiger Einordnung ,manchmal mit meinen Gefühlen nicht klar komme : In der sucht wollte er z.T. nicht mehr leben und hat das auch exeziv verfolgt, wollte sterben... und ich habe einen Weg gesucht, ihn zu lieben und trotzdem täglich damit umgehen zu können (wir wohnen n i c h t zusammen), mit der Ungewissheit, der Angst, wut auf die Krankheit und ihn, dass er "nichts tut" (Sucht - das ist ein ähnlicher dunkler Raum - gleich nebenan, mit verzerrten Bildern und Geräuschen). Erst hat er mit seinem Leben "gespielt" und nun ist es "umgedreht"... irgendwie ist das Leben doch ganz sehr merkwürdig und grausam! Ich habe mal als Vergleich zu jemanden gesagt, der das Thema Sucht nicht verstand . "würdest du zu einem Krebskranken sagen - spuck deinen Krebs aus?". Und doch hinkt dieser Vergleich mächtig, das Loch in die Wand kann man versuchen zu schaffen indem man an den Fugen kratzt, aber es kostet Kraft,Idealismus, Optimismus und ist nicht allein von dem gefangenen abhängig - insofern ist es fast eine Ohrfeige "hau`eine Loch in die Wand..."!

Ich drücke euch ganz sehr, die ihr immer wieder den Kampf aufnehmt, euch immer wieder hochrappelt, auch wenn es die "lieben Angehörigen" manchmal noch schwerer machen als sie das beabsichtigen, denn sie haben ja die "Pflicht" Mut zu machen - aber wie zu geier geht das... vielleicht ganz still mit einer Umarmung - ohne Worte???

Liebe Grüße und Wünsche - Petra
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